piwik no script img

Heizöl an Puerto Ricos Paradiesstrand

■ Seil zwischen US-Tanker und Schlepper gerissen / Schon drei Millionen Liter schweren Heizöls sind ausgelaufen / Tiere und Pflanzen in den Korallenriffs bedroht / Schaden für Tourismusindust

Berlin (taz/AP/dpa) – Freitag war der Sandstrand von Puerto Ricos Hauptstadt San Juan noch ein Postkartenparadies – jetzt liegt dort brauner, beißend stinkender Ölschlick. Zehn Kilometer waren gestern nachmittag schon verseucht und die Behörden warnten vor giftigen Dämpfen.

Am Freitag war das Stahlseil zwischen dem Tanker „Morris J. Burman“ und einem Schleppkahn gerissen, woraufhin das mit 5,6 Millionen Liter Öl beladene Schiff auf ein Riff auflief. Zwei der neun Tanks platzten sofort auf. Hubschrauberpiloten entdeckten gestern einen 52 Quadratkilometer großen Ölteppich vor der Küste; schon mehr als die Hälfte der Ladung hat sich ins Meer ergossen. (Zum Vergleich: Die Exxon Valdez hatte 1989 vor Alaska 45 Millionen Liter Öl verloren).

Schwerer Sturm und hohe Wellen behinderten gestern ein Eingrenzen und Abpumpen der Lache, und das 500 Meter vom Land entfernt liegende Schiff drohte auseinanderzubrechen. 130 Leute von der US-Küstenwache und private HelferInnen versuchten, den Schaden zu begrenzen und das Leck in dem havarierten Tanker abzudichten. Das Unglücksschiff gehört der an der Ostküste der USA ansässigen Reederei „New England Marine Services“.

Bisher ist weder der Schaden für die Umwelt noch für die Wirtschaft des mit den USA assoziierten Freistaats abzusehen. Viele Touristen – eine der wichtigsten Einnahmequellen Puerto Ricos – packten am Wochenende ihre Koffer. Das Schiffsunglück trifft die karibische Insel ausgerechnet zu Beginn der Hauptsaison und in San Juan, das mit seinen Luxushotels und der kolonialen Altstadt die meisten Reisenden anzieht. Neben den vier Milliarden Dollar Stütze aus den Vereinigten Staaten und der Pharmaindustrie ist der Fremdenverkehr eine der größten Finanzquellen Puerto Ricos. 3,3 Millionen Touristen kamen bereits 1990 auf die Karibikinsel, die vor allem von US-Amerikanern, aber zunehmend auch von Europäern besucht wird. 75.000 Menschen verdienen mit Bettenmachen, Cocktail-Servieren und Flugtickets-Ausstellen ihren Lebensunterhalt. Eine andere Chance haben sie kaum: 18 Prozent der Bevölkerung des Inselstaats sind ohne Job.

Schwerer Schaden droht aber auch der vielfältigen Flora und Fauna in dem 24 bis 28 Grad warmen Wasser. Schwert-, Papageien-, Löwen- und Bananenfische, Sardinen, Meerbarben und verschiedene Haiarten leben vor Puerto Ricos Küsten; Wasserschildkröten kommen zum Laichen an Land. Fast die gesamte Insel ist von einem Korallenriff umgeben, das bisher noch weitgehend unzerstört war. aje

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen