Schmidbauer bekommt Besuch aus Teheran

■ Zwei Iraner besuchen Bonn / Ob sie den „Fall Mykonos“ beeinflussen?

Berlin (taz) – Unauffällig wurden gestern zwei Besucher vom Flughafen in das Bonner Regierungsviertel kutschiert. Die Gäste – der Leiter des Auswärtigen Ausschusses des Obersten Sicherheitsrats Irans, Mohammad Javad Laridschani, und der iranische Abgeordnete Ali Joussefpour – waren auf Einladung der deutsch-iranischen Parlamentariergruppe im Bundestag angereist. Auf ihrem sechstägigen Besuchsprogramm steht neben Gesprächen mit Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Politikern verschiedener Couleur und Wichtigkeit für den heutigen Nachmittag ein Treffen mit dem Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer.

Spätestens bei dieser Zusammenkunft dürfte der Name Helmut Szimkus fallen. Der deutsche Ingenieur ist wegen Spionage für den Irak in Teheran zum Tode verurteilt. Letzte Woche gab der oberste Staatsanwalt Irans bekannt, das Urteil sei von höchster Instanz bestätigt worden, nun könne den Deutschen nur noch eine Begnadigung durch Irans geistlichen Leiter Ali Chamenei retten. Die Bundesregierung verfaßte daraufhin einen Gnadenappell. Schmidbauer erklärte, er gehe davon aus, daß das Urteil nicht vollstreckt werde. Als Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung unterhält er gute, aber umstrittene Kontakte zu den Schnüfflerkollegen vom iranischen VEVAK. Diese wiederum sollen hinter dem sogenenannten Mykonos-Attentat stecken. In dem gleichnamigen Berliner Restaurant waren am 17. September 1992 vier iranische Oppositionelle, darunter die Führungsspitze der „Kurdischen Demokratischen Partei Irans“ (KDPI), niedergemetzelt worden. Die Staatsanwaltschaft hält den Hauptangeklagten Kazem Darabi für einen VEVAK- Agenten. Am kommenden Montag soll Schmidbauer dazu vor einem Berliner Untersuchungsausschuß Rede und Antwort stehen. Die oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin behaupten, sie hätten Informationen, wonach die beiden Besucher den Verlauf des Prozesses gegen Darabi beeinflussen sollen. Thomas Dreger