Hirnkinosoundtracks

■ Heute abend im Schlachthof: Gore, Die Krupps und Think About Mutation

Seit Mitte der Achtziger gehören die wüsten Phoneskapaden des Amsterdamer Instrumentaltrios Gore zum Schwerverdaulichsten, was der Untergrund zu bieten hat. Nicht nur, daß der dissonante Gitarrenbrei der Holländer, rythmisch enorm präzise, aber fast unerträglich verzerrt, nicht eben leicht zu schlucken war. Der explizite Verzicht auf Gesang machte es noch schwerer nachzuvollziehen, was das Gelärme eigentlich sollte. Bewußt verweigerten Gore sich althergebrachten Hörgewohnheiten, enttäuschten jene, die ein Lied lediglich als Synthese aus Melodie und kleiner Geschichte verstanden. Mit gedruckten Textfragmenten, die ihren Platten beilagen, versuchten die Holländer, den Film im Kopf in andere, vom herkömmlichen Lied-mit-Sinn-Schema losgelöste Richtungen zu lenken. Trotz personeller Wechsel haben Gore 1994 mit dieser Tradition nicht gebrochen: von zwei bis zwanzig Minuten dauern die mit Schwerstgitarren, Stimmfetzen und synthetischem Lärm zum Bersten gefüllten Stücke. „Fahrstuhlmusik Richtung Schafott“ titulierte das Musikmagazin SPEX einst trefflich das Schaffen der Amsterdamer.

Dagegen haben sich die Krupps, das seit 1981 existierende Aushängeschild der deutschen Elektro- Szene, dem Song als solchen nach langem Ignorieren wieder wohlwollender zugewandt. Wo früher endlose Krachorgien die Sound bestimmten, covert man nun den Heavyklassiker „One“, gewann damit gar die Herzen der Originalinterpreten Metallica. Seitdem klingen die Jürgen Engler und Co. gitarrenlastiger und metallener denn je, sind fast mitsingbar geworden – ohne allerdings an Härte und Niveau zu verlieren.

Dritte im Bunde: die Leiziger Think About Mutation. „Wild Tech Metal“ nennt das Sextett seine derbe Keyboard-Gitarren-Mischung, die diesen vieles Herkömmliche in Frage stellenden Abend eröffnet L.R.

ab 20 Uhr im Schlachthof