Wer redet mit wem, wann und warum?

■ Oper: Gerd Albrecht wußte seit längerem von den Schaaf-Plänen der Kulturbehörde

Während der Streit um die zukünftige Opernintendanz bis zum Freitag, wenn Christina Weiss ein Vermittlungsgespräch mit den Philharmonikern sucht, vorläufig ruht, zeichnet sich ein pikante Nebengeschichte ab. Denn ganz offensichtlich war Generalmusikdirektor Gerd Albrecht über die Pläne der Kulturbehörde, eventuell Johannes Schaaf statt Peter Ruzicka zum neuen Intendanten zu küren, schon seit längerem informiert, hatte dies aber Ruzicka nicht mitgeteilt. Hans-Heinrich Bethge, Pressesprecher der Kulturbehörde, bestätigte gestern auf Anfrage, daß Christina Weiss im Vorfeld der Entscheidungsfindung sich mit Albrecht kurzgeschlossen hatte. „Man kennt ja“, so Bethge, „die guten Kontakte von Albrecht zu Schaaf.“ Wann genau Albrecht hinzugezogen wurde, ließ Bethge im Unklaren.

Weder Albrecht, der momentan in Amsterdam weilt, noch Ruzicka wollten dazu Stellung nehmen. Da momentan schwierige Etatverhandlungen anstünden, bei denen es „um unsere Existenz geht“ (Susanne Stähr, Pressesprecherin der Oper), könne man einen Krieg zwischen Oper und Kulturbehörde nicht gebrauchen. Das einzige Statement von Albrecht zu dieser heiklen Angelegenheit lautet, er habe sich nie persönlich um seinen Nachfolger gekümmert. „Es ist auch nicht Albrechts Aufgabe, dies Ruzicka mitzuteilen, wenn es die Kulturbehörde nicht selber tut“, so Stähr weiter.

Auch daß die Schaaf-Idee älteren Ursprungs ist, bestätige Bethge. Bereits nach seiner Mozart-Inszenierung „Entführung aus dem Serail“ im Mai letzten Jahres habe man über Schaaf nachgedacht, der auch bald Bereitschaft signalisierte, den Posten zu übernehmen. Zum selben Zeitpunkt fanden die Vorverhandlungen mit Semyon Bychkov statt, die, laut Ruzicka, bis zu Dienstwagen und Reisekosten der Frau abgeschlossen waren. Die Begründung für die Abkehr von der Idee, Bychkov und Ruzicka nach 1997 die Oper leiten zu lassen, die Christina Weiss Ruzicka am 6. Januar gab, war lediglich, so hieß es aus der Oper, ihr Gefühl sei dazu nicht so gut.

Unmißverständlich äußerte sich Susanne Stähr zum anstehenden Kompromißgespräch zwischen Orchester und Senatorin über Ingo Metzmacher: „Es wird keine Einigung geben.“ Die Frage, ob Schaaf auch ohne Metzmacher antreten würde, wollte dieser gestern nicht beantworten. Till Briegleb