Karstadt-Chef will die Peitsche

■ Richtfest im Lloyd-Hof / Kaufleute fordern Zeitplan für Innenstadtkonzept

Bremens Zukunft wird herrlich und schön. Diese Stimmung verbreitete sich wenigstens gestern quer durch die Stadt: Am Morgen wurde im Ansgari-Kirchhof Richtfest beim Umbau des Lloyd-Komplexes gefeiert, am Nachmittag dann trafen sich auf Einladung des Bremer Wirtschaftssenators Kaufleute, Selbständige, Abgeordnete und Wichtige aller Art zu einem Innenstadt-Hearing.

Baustaatsrat Jürgen Lüthge zählte zum Richtfest bei Lloyd gleich ein ganzes Bündel von baulichen Veränderungen auf, die in der Innenstadt auf dem Programm stehen. So hat die Bremer Landesbank jetzt doch wohl um den Katharinenklosterhof einen Verwaltungsneubau mit Geschäftspassagen im Erdgeschoß verbindlich geplant. Für das Gästehaus der Universität hat das Bauressort jetzt den Bauauftrag erteilt, Ende des Jahres soll es fertig sein. Bauaktion auch an der Schlachte und am Nordausgang des Bahnhofes: Dort wird derzeit der kontaminierte Boden des ehemaligen Gaswerkes entsorgt, danach entsteht dort ein Verwaltungsgebäude mit Läden. Außerdem soll der Hanseatenhof ein neues Gesicht bekommen. Der Spielplatz dort wird zu den Parkplätzen hin verlegt, dem Budenwildwuchs soll ein gepflegter Glasunterstand Einhalt gebieten. Die Geschäfte Am Wall greifen ebenfalls an: Ein Architekt hat jetzt einen Planungsauftrag zur Umgestaltung bekommen.

Im neuen Lloyd-Komplex im Ansgari-Kirchhof sollen auf rund 5.000 Quadratmetern knapp 30 Einzelhändler und Dienstleister angesiedelt werden. Rund 60% der Fläche sei verbindlich vermietet, sagte das bei der Deutschen Lloyd (München) für Finanzen zuständige Vorstandsmitglied Michael Bachmann. Die Mieten liegen „im Durchscnitt unter 100 Mark pro Quadratmeter“, erklärte Bachmann. In der Innenstadt werden sonst Mieten bis zu 400 Mark pro Quadratmeter verlangt. Die geplanten Umbaukosten von 30 bis 35 Mio. Mark würden voraussichtlich noch unterschritten. Die Versicherung will versuchen, auch namenstechnisch aus dem Ansgari- Kirchhof einen Lloydhof zu machen.

Die Innenstadtkaufleute und ihre Verbandsvertreter forderten gestern nachmittag auf dem Innenstadt-Hearing des Wirtschaftssenators unisono die Verlegung der Straßenbahn aus der Obernstraße. Das ist derzeit noch einer der Streitpunkte im Senat, der sich in den Häuser Wirtschaft und Umwelt polarisiert. Herman Krauß, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordsee, begründete die Forderung: „Wir brauchen ein Signal, daß die private Wirtschaft zu Investitionen ermuntert.“

Außerdem erwarten die Kaufleute einen detailierten Zeitplan, wann die diversen Innenstadtprojekte aus dem „Infrastrukturprogramm zur Stärkung des Bremer Zentrums“ realisiert werden sollen. Karstad-Chef Blumenberg: „Wir brauchen das als Peitsche für uns selbst, sonst sind es am Ende doch wieder nur leer Worte.“ mad