Raumnot im Ortsamt Osterholz

■ Zum Protest in den Fahrradschuppen / Kein Datenschutz Fehlanzeige

Im Fahrradschuppen warteten gestern bei Kaffee und Tee die KlientInnen des Ortsamt Osterholz. An lange Wartezeiten bei der Beantragung von Sozialhilfe sind sie mittlerweile gewöhnt. Aber die Osterholzer Zustände sind noch um einiges schlimmer als das: „Bei uns regnet–s durch die Decke, der Datenschutz bleibt auf der Strecke!“ verkündete streitbar ein Transparent an der Außenwand. „Die Plakate haben wir mit Mininägelchen befestigt, die halten prima an diesem Pappmache“, erzählt eine Mitarbeiterin ironisch.

Der Protest iat mit der gestrigen Aktion noch nicht am Ende. Auch am heutigen zweiten Aktionstag wollen die MitarbeiterInnen auf die desolate Raumsituation und die katastrophale Bausubstanz ihrer Arbeitsplätze aufmerksam machen. „Wir möchten zeigen, wie wir arbeiten müßten, wenn wir den Datenschutz wirklich ernstnehmen könnten“, erläutert die Personalratsvorsitzende Edeltraud Eickner. In vollgestopften 14-Quadratmeter-Zimmern sitzen zwei MitarbeiterInnen, denen eigentlich 9,8 Quadratmeter pro Person zustehen würden – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Kundenverkehr. „Von einer vertraulichen Beratungssituation kann keine Rede sein“, ergänzt die Personalratsfrau. „Oft bringen die KlientInnen auch noch kleine Kinder mit, dazu klingelt das Telefon andauernd – der Geräuschpegel ist manchmal unvorstellbar!“

Vor neun Jahren sollte das Ortsamt Osterholz einmal „Modellamt für bürgerfreundlichen Service“ werden. Seit 1986 hat sich jedoch die Raum- und Finanzsitutation immer weiter verschlechtert. „Ursprünglich waren wir als die vorgesehen, bei denen Prosoz als erstes eingeführt werden sollte“, berichtet Frau Eickner. Aus der „programmierten Sozialhilfe“ und den damit verbundenen Computerarbeitsplätzen wurde bis heute nichts. Zahlungswege betragen deshalb derzeit rund zehn Tage. Mit PC würde sich das auf drei Tage verkürzen lassen. Bescheide und Krankenscheine könnten den BürgerInnen sofort ausgehändigt werden.

Im Zuge der Kürzung der Arbeitslosenhilfe erwartet das Ortsamt einen neuen Zustrom von Anträgen auf Sozialhilfe. „Bei diesen Arbeitsbedingungen sind wir schon mit der Bearbeitung der aktuellen 3.200 Akten überfordert“ betont Edeltraud Eickner. Außerdem bedeuteten 3.2000 „Fälle“ um die 8000 Menschen, die mit diesen Akten verbunden seien.

Merve Pagenhardt, die Pressesprecherin für den Senator für Inneres, konnte lediglich auf eine Senatsvorlage in Vorbereitung verweisen. Es liege auf der Hand, daß Mittel bereitgestellt werden müßten. Wie das konkret aussehen könnte, müßte jedoch mit dem Sozialressort abgestimmt werden.

S.L.