Unterm Strich

Nun aber wirklich ganz kurz: Der Jazz-Pianist Bobby Pratt ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Laut New York Times erlag Pratt bereits am vergangenen Freitag einem Herz- und Nierenversagen. Der 1942 als 16jähriger Junge nach New York zugereiste Pratt verdingte sich in den ersten Jahren als Posaunist in diversen Swing-Orchestern, unter anderem bei Charlie Barnet und Stan Kenton. Dann veranlaßten ihn Zahnprobleme, in den 50er Jahren auf Klavier umzuschulen. Immerhin waren ihm zu dieser Zeit noch Jam-Sessions mit Charlie Parker vergönnt. Den Rest seines Lebens verbrachte er als Profimusiker in den zahlreichen New Yorker Nachtclubs.

Das Opernfestival in Aix-en-Provence wird dieses Jahr sehr viel weniger Zuschüsse erhalten, das bisherige Budget von neun Millionen Franc wird um fünf Millionen Franc gekürzt. Entsprechend fallen Experimente – obwohl zumeist weitaus kostengünstiger – dem Sparprogramm zum Opfer. Lediglich eine Großveranstaltung, die Bearbeitung von Mozarts „Zauberflöte“ durch den kanadischen Regisseur Robert Carsen, wird für das Treffen der schönen Stimmen werben. Die Zahl der Opernaufführungen im Rahmen des Festivals ist allerdings schon seit Jahren rückläufig: 1991 waren es noch zwanzig, 1992 16 und 1993 13. Konsequenterweise müßten im Zuge dieser parabelhaften Entwicklungskurve im kommenden Jahr die Aufführungen der Vergangenheit wiederholt werden.

Retro-Kultur auch in der leichten Muse: Eric Burdon, einst Sänger und Suffkopp der Animals, hat sich seiner alten Hits erinnert und mangels kommerziellen Erfolges mit neueren Stücken gemeinsam mit Brian Auger den studentischen Gassenhauer und Alptraum aller GitarrenschülerInnen, kurz: „House Of The Rising Sun“, wieder aufgenommen. Daneben soll auch „River Deep, Mountain High“ die Getränkekasse ein wenig aufbessern. Wir hingegen empfehlen trotzdem die Tamla-Motown-Version der Supremes und Temptations oder Tinas Variante zu ihrer Zeit mit Ike Turner oder wenigstens die Fassung von Deep Purple. Wer dennoch nicht auf seinen Burdon verzichten will – ab heute ist der weiße Soul-Mann auf Tournee.

Jackson Browne, der Mann fürs Zartbesaitete, auf den unser Musikredakteur zumindest in der Frühphase große Stücke hält, befindet sich nicht bloß bei bester Gesundheit – er macht auch merkwürdige Platten. Für dieses Jahr hat er seiner Plattenfirma WEA eine Sammlung von ungewöhnlichen Live-Aufnahmen angedroht, die der gebürtige Heidelberger zum Teil vor Obdachlosen auf der Straße einspielen will, um mit einem extra für diese Situation komponierten Song Zeichen gegen Armut und Heimatlosigkeit zu setzen. Zum Glück hat die Authentizität auch bei Browne Grenzen: Was glauben Sie, wäre wohl passiert, wenn er damals „No Nukes“ vor Ort mitgeschnitten hätte? Womöglich die erste Techno-Platte?