■ Mit Drei-Liter-Autos auf du und du
: Bremsende Bürokratie

Bonn (taz) – „Concept I“ heißt der neue Volkswagen, den die Wolfsburger auf der Automobilmesse in Detroit gerade präsentiert haben. In den amerikanischen Medien fand das bucklige Gefährt nicht nur wegen der grassierenden Käfer- Nostalgie enormen Anklang. Concept I wird möglicherweise auch als Energiesparauto in Serie gehen.

Während die deutsche Autoindustrie mit einem potentiellen Öko-Mobil im Ausland Erfolge feiert, dämpft die Bundesregierung alle Hoffnungen auf die Förderung sparsamer Autos. Ein größeres Marktangebot von Wagen mit einem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von nur drei Litern auf 100 Kilometer werde es in den kommenden Jahren nicht geben, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Bundestagsgruppe von Bündnis 90/ Grüne.

Glaubt man den Ausführungen aus Kohls Ministerien, dann haben deutsche Autofahrer ganz und gar keine Lust, statt spritfressender Modelle Benzinspar- oder Solarmobile zu kaufen. Die Industrie reagiere nur auf Nachfrage, umweltfreundliche Autos seien zu teuer, so die Beamten.

Besonders kritisch äußert sich die Bundesregierung über den Renault Vesta, den 1987 entwickelten Weltrekordhalter unter den Sparmobilen. Der Vesta, den Greenpeace in einer Kampagne als Wagen für „inteligente Autofahrer“ anpreist, verbraucht bei Tempo 100 nur 1,9 Liter Benzin. Die Bundesregierung überzeugt dieser Wert nicht. Eines der Argumente: „Der in der Fragestellung genannte Verbrauch des Renault Vesta ist auf der Autobahnstrecke von Paris nach Bordeaux ermittelt worden und somit nicht repräsentativ.“ Bei dem Vesta handele es sich um ein Leichtfahrzeug mit nur 475 Kilogramm Gewicht, das auch nicht mit einem geregelten Katalysator ausgestattet sei. Forschungsfahrzeuge aber müßten sichere, schwere Panzer sein.

Zwar hat das Kabinett vor zwei Jahren beschlossen, den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid bis zum Jahr 2005 um 25 bis 30 Prozent im Vergleich zu 1987 zu senken. Der Verband der Automobilindustrie hat zugesagt, seinen Beitrag dazu zu leisten. Die Abgeordneten von Bündnis 90/ Grüne sind überzeugt, daß dieses Sparziel nur erreicht wird, wenn die zwischen 1995 und 2005 zugelassenen Wagen im Mittel nur drei Liter verbrauchen. Die Regierung aber erwartet das nicht. Kraftstoffpreise von fünf Mark oder Vorgaben für den durchschnittlichen Benzinverbrauch wird es so nicht geben.

Im Wirtschafts- und Verkehrsministerium seien die Kontakte zu den Autokonzernen eng, heißt es im Hause Töpfer entschuldigend. Die Regierung verfolgt nicht einmal Fördervorhaben für Spar- und Solarmobile. Völlige Untätigkeit werden aber Greenpeace und Bündnis 90/ Grüne nicht einmal der Bundesregierung vorwerfen können. Vorbildhaft, wie sie in Umweltdingen nun einmal sind, erproben Verkehrs- und Umweltministerium in ihrem Fuhrpark je einen „besonders sparsamen PKW“. Hans Monath