Mexikos Regierung merkt, daß es den Aufstand gibt

■ Regierungsgesandter erkennt die Zapatisten an / Weg frei für Verhandlungen?

Mexiko-Stadt (taz) – Für Manuel Camacho Solis ist „die Existenz der Zapatistischen Befreiungsarmee EZLN eine Tatsache“. Das könnte die Grundlage zu einem „Runden Tisch“ im südmexikanischen Chiapas sein. Denn bislang hatte sich die mexikanische Regierung geweigert, die EZLN als „Kriegspartei“ anzuerkennen. Und auch jetzt, gibt der erst vorgestern von Präsident Salinas ernannte Friedensemissär zu, sei seine Meinung noch nicht Regierungsposition.

Der mit „voller Verhandlungsautonomie“ ausgestattete Ex-Außenminister hatte sich in weiser Voraussicht „als nicht mehr der Regierung zugehörig“ bezeichnet. Oberstes Ziel seiner Mission sei es, einen Waffenstillstand zu erreichen, „der nicht auf Gewalt, sondern auf Konzertation gegründet ist“. Dann solle eine „politische Lösung“ gefunden werden, die „nicht die Auslöschung einer der beiden am Konflikt beteiligten Parteien bedeutet“. Auch das Dialogangebot der EZLN wertet der Politiker als Möglichkeit, „Wege zum Frieden zu finden“.

Auf den Kurswechsel reagierten nicht nur Oppositionsparteien mit Erleichterung. Einen Tag nach der Absetzung des bisherigen Hardliner-Innenministers Garrido verzeichnete die mexikanische Wertpapierbörse wieder einen leichten Aufwärtstrend.

Die hauptstädtische Entspannung hat sich bislang allerdings nur begrenzt auf das Krisengebiet übertragen. Trotz Rückgang des Kampfgeschehens wurde am Dienstag noch ein Angriff der EZLN auf eine zwölf Kilometer von San Cristóbal entfernte Ortschaft gemeldet. ReporterInnen berichten auch von massiven Truppenbewegungen der Streitkräfte mit Richtung auf die nördlich gelegene Ortschaft Guadalupe Tepeyac, die von der EZLN kontrolliert zu sein scheint. Anne Huffschmid

Kommentar Seite 10, Reportage Seite 11