Pißecke wird gute Stube

■ Möglicherweise hat sich–s in den Börsenhofarkaden bald mal ausgelottert

Die einen nennen den Durchgang eine „Pißecke“, die anderen sagen bremisch dezent: „Der gegenwärtige Zustand ist nicht gut“. Wie auch immer: Der Durchgang zwischen der Bremischen Bürgerschaft und dem Halbrundling Börsenhof lädt nicht gerade zum Hindurchschlendern an.

Darin sind sich Senat und Abgeordnete seit fünf Jahren einig. Seit fünf Jahren plant man also, Gebäude und Durchgang mit Läden, Cafe und einer überdachten Passage den Schmuddellook zu nehmen. Ein Investor schien auch endlich gefunden: der Gerling-Konzern. Der hatte schließlich sogar akzeptiert, daß er unter dem denkmalgeschützten Bau und den angrenzenden Bauten besser kein Parkhaus baut.

Doch dann kam die Rezession, erzählt Baustaatsrat Jürgen Lüthge, die habe sogar den Versicherungskonzern erwischt: Der legte das Projekt erstmal auf Eis. „Wir würden jetzt wirklich jeden küssen, der hier investiert“, so Lüthge gestern. Aber wer wolle schon an solch städteplanerisch schwierigem, weil höchst empfindlichen Standort zwischen Dom und Marktplatz solch schwieriges Gebäude übernehmen, das noch dazu unter Denkmalschutz steht?

Was jedoch offenbar weder Bauressort noch Standtplanungsamt noch Wirtschaftsressort wissen: Die Verhandlungen des Versicherungskonzerns mit anderen Investoren und der Börsenhofbesitzerin Bremen stehen kurz vor dem Abschluß. Das sagte gestern jedenfalls Hermann Pape, Sprecher der Senatskanzlei. Der hatte das vom Chef der Senatskanzlei Andreas Fuchs gehört. Und der muß es ja eigentlich wissen: Schließlich, so klagen alle anderen, habe Klaus Wedemeier vor einem dreiviertel Jahr den Verkauf des innerstädtischen Sahnestücks zur Chefsache gemacht. Eine Bestätigung über einen baldigen Vertragsabschluß war vom Gerling-Konzern gestern nachmittag allerdings nicht mehr zu erhalten.

Was lange währt, wird also vielleicht endlich gut. Dann wird vielleicht auch jener baukundige SPD- Abgeordnete seinen Glauben an die BremerInnen wiederfinden, der da sagt: „Es gab doch schon vor Jahren einen Investor aus Hamburg, engagierte junge Leute. Aber das gab ein großes Geschrei damals in der Stadt: Einen Hamburger lassen wir nicht rein! Die Bremer sind ja so konservativ - wenn ein Auswärtiger kommt, schotten die alles ab, dabei machen sie selber nichts. Und dann gehen wieder Jahre ins Land, ohne daß was passiert.“

Grundgedanke aller bisherigen Planungen für den Börsenhof und das umliegende Areal: Die einkaufstechnische Lücke zwischen Obernstraße und Ostertorsteinweg wenigstens partiell zu schließen. Nebengedanke: Die Bürgerschaft würde gern die Obergeschosse des Rundlings umbauen zu Fraktionsräumen. Planungen gibt es jedoch nicht nur für den Börsenhof A, sondern den ganzen Block zwischen Bürgerschaft und Domsheide: Zum Beispiel sollten auch in das Erdgeschoß des Gebäudes an der Ecke Marktstraße/ Balgebrückstraße die Handelsakademie aus- und Läden einziehen. Auf der gegenüberliegenden Marktstraßenseite gibt es bereits Reisebüro, Friseur, Jeansladen. Für das Gebäude, in dem Mac Donalds residiert, wurde gar der Abriß überlegt.

„Bis jetzt ist noch jedes Großprojekt in der Innenstadt nichts geworden“, unkt Grünen-Abgeordneter und Ex-Baudeputations-Sprecher Dieter Mützelburg und erinnert an die früheren großspurigen Umbaupläne für die Katharina. „Das rechnet sich einfach nicht.“ Problem seien dabei nicht die Läden untendrin und ihre kauf- oder nicht so kaufkräftige Kundschaft. Problem sei vielmehr, die Büroräume in den Geschossen darüber zu vermieten. An Büroräumen gebe es derzeit nämlich bundesweit ein Überangebot, in Bremen genauso wie in den wirtschaftskräftigen Städten Frankfurt und Hannover

cis