Tag und Nacht Lärm

■ Lärm vom Logistikzentrum-Nord: Anwohner fordern Ersatzwohnungen

Die Pläne für die Belieferung der Baustellen des Regierungsviertels, des geplanten Lehrter Fernbahnhofs und der Tunnel unter dem Tiergarten werden konkret – die Angst vor unerträglichen Belästigungen wächst: Bei einer Veranstaltung der Betroffenenvertretung „Moabiter Ratschlag“ am vergangenen Dienstag forderten Nachbarn des geplanten Logistikzentrums-Nord Ersatzwohnungen. Sie befürchten, jahrelang nachts keinen Schlaf zu bekommen. Nicht ohne Grund. Wenn die Fundamente für den Fernbahnhof und die Straßen-, Eisenbahn- und U-Bahn-Tunnel in 20 Meter Tiefe gegossen werden, arbeiten Betonwerke Tag und Nacht, räumte Ulrich von Bismarck von der Bauverwaltung ein.

Über das Logistikzentrum- Nord sollen Abfälle und Baumaterial zu Europas größter Baustelle im Spreebogen und Tiergarten an- und abgeliefert werden. Das Logistik-Gelände zieht sich mit drei Betonwerken, einer Stahlbiegerei und weiteren Baustelleneinrichtungen auf dem Hamburg- Lehrter-Güterbahnhof von der Perleberger Straße bis zur Invalidenstraße hin (taz von gestern).

Allein die Lastwagen, die zwischen den Baustellen verkehren, werden 1996, dem Jahr mit der meisten Bautätigkeit, die Heidestraße täglich bis zu 200mal, die Reinhardstraße bis zu 400mal und die Invalidenstraße bis zu 500mal kreuzen, berichtete Peter Hufschmied von der baulog, dem Gemeinschaftsunternehmen von Berlin und Bahn. Der reguläre Betrieb wird wie auch auf dem Gleisdreieck sechs Uhr morgens beginnen und 22 Uhr abends enden. Weil die Gleisanlagen nicht mit Oberleitung ausgerüstet sind, werden Dieselloks eingesetzt.

Die Anlieferungen und Abtransporte zum Zentrum im Norden werden fast ausschließlich mit Schiff und Bahn bewältigt. Der Anteil von Lastwagen betrage weniger als fünf Prozent. Um die Anwohner von Baustellenlärm weitgehend zu schonen, werden um Betonwerke Schallschutzwände gezogen, sagte von Bismarck.

Doch trotz aller Bemühungen müssen selbst Anwohner in weiterer Nachbarschaft in den nächsten acht Jahren starke Beeinträchtigungen in Kauf nehmen. Für den Bau von Tunnel, Regierungs- und Bahnhofsgebäuden werden Invalidenstraße und Spree mehrmals verschoben. Eine Mitarbeiterin der Bahn machte zumindest den Bewohnern auf Ersatzwohnungen Hoffnungen, deren Vermieter die Bahn ist: „Rufen Sie mich morgen an.“ Dirk Wildt