„Die Leute brauchen Methadon“

■ Interview mit Hamburgs Drogenbeauftragtem Horst Bossong

taz: Halten Sie die Hifsangebote für Drogenabhängige im Strafvollzug für ausreichend?

Bossong: Die programmatischen Vorgaben halte ich für ausreichend.

Und die realen Angebote?

Man kann wohl nicht sagen, daß eine ausreichende Betreuung von Abhängigen gegeben ist. Allerdings muß man auch vehement sagen, daß Drogenabhängige als Kranke grundsätzlich im Strafvollzug falsch placiert sind.

Welche Hilfsangebote fehlen?

Im Strafvollzug ist es generell schwierig, angemessene Hilfsformen anzubieten, dort ist dafür einfach nicht der richtige Ort. Was die Leute brauchen ist Methadon, sind Entgiftungs- und Therapieangebote – und das alles kann man wohl nicht flächendeckend im Strafvollzug installieren.

Was spricht dagegen, im Vollzug mehr Methadon anzubieten?

Nichts. Obwohl dort das therapeuthische Klima fehlt.

Und für die Vergabe von sterilen Einwegspritzen fehlt auch das therapeutische Klima?

Nein, da fehlt bislang die politische Entscheidung des Justizsenators und der Justizminister der Länder. Es gibt hier zwar die Einsicht, daß dies ein vernüftiges Angebot wäre, aber es gibt intern gewaltige Akzeptanzprobleme bei den Vollzugsbeamten. Aber ich finde, daß man die Spritzenvergabe durch externe Drogensozialarbeiter tolerieren sollte. Über diese wichtigen gesundheitspolitischen Fragen habe ich auch schon diverse Gespräche mit dem Strafvollzugsamt geführt. Fragen: sako