Wasser: Prädikat „gut“

■ Trinkwasserbericht 1993 vorgestellt

Was aus dem Wasserhahn kommt, kann mit ruhigem Gewissen getrunken werden: Das Trinkwasser in Bremen ist von „guter bis sehr guter Qualität“, meinte Umweltsenator Ralf Fücks bei der Vorstellung des Trinkwasserversorgungsberichts 1993. Der 130 Seiten starke Bericht über das „bestkontrollierte Lebensmittel“ weist aus, daß bereits im Rohwasser (also vor der Aufbereitung zu Trinkwasser) bis auf wenige Ausnahmen die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung eingehalten werden.

Trotz der Lage als „Stadt am Fluß“ kommt Bremens Wasser zu 92 Prozent aus Brunnen auf niedersächsischem Gebiet. Trinkwasser aus der Weser zu gewinnen ist auch für die nächste Zeit nicht drin. Die Salzfracht hat sich durch den Zusammenbruch der Kaliindustrie zwar um insgesamt fast 75 Prozent verringert, aber die wassertechnische „Autarkie“ Bremens erfordert zur Zeit „einen unvertretbar hohen technischen Aufwand“.

Bremen bekommt vom Umland Wasser, aber es hat sich verplichtet, sparsam damit umzugehen. Pro Kopf verbraucht die Stadt täglich etwa 150 Liter Trinkwasser in Privathaushalten – allein zwei Drittel davon fürs Waschen und für die Klospülung. Wirklich getrunken werden von dem Trinkwasser nur etwa drei Liter am Tag. Wenn alle Privathaushalte richtig Wasser sparen würden, könnte der Verbrauch (1991 wurden in Bremen insgesamt etwa 97 Millionen Kubikmeter Wasser abgegeben) auf die Hälfte reduziert werden, rechnet der Bericht weiter vor. Zu diesen Sparmaßnahmen zählen neben der berühmten Spartaste am Klo die Einrichtung von Durchflußbegrenzung in Wasserleitungen und die Nutzung von Regen- und „Grau“wasser, das für Spülung, Gartenbewässerung und Wäschewaschen einsetzbar ist. Allerdings müßte dafür eine eigenes Rohrsystem verlegt werden.

„Mit dem Trinkwasser gibt es in Bremen eigentlich keine Probleme“, bestätigt Georg Wietschorke vom BUND. Mit dem Rohwasser sei das allerdings anders: So sei es 30- bis 40mal so teuer, das Wasser zu Trinkwasser aufzubereiten wie noch in den 50er Jahren. Pestizide aus der Landwirtschaft seien inzwischen überall im Grundwasser. „In Bremen-Nord haben Messungen ergeben, daß im Grundwasser eines Wasserschutzgebietes die siebenfache Menge des Grenzwertes für Atrazin, einem seit 1991 verbotenen krebserregenden Pestizid, vorkommt.“ Die Umweltschützer sind mit den Grenzwerten für Trinkwasser im großen und ganzen zufrieden. Was sie allerdings nicht schlucken wollen, ist der Plan, mit einer gemeinsamen europäischen Trinkwasserrichtlinie die Grenzwerte für pestizidbelastetes Wasser drastisch heraufzusetzen. bpo