: Neun Wochen Berufstraining
■ Berufsorientierungskurse von "Frau und BBeruf" helfen beim Einstieg ins Arbeitsleben / Vollzeitarbeit versperrt vielen fRAUEN DEN Zugang zum Arbeitsmarkt
Christiane Rutt-Mohrmann und Regine Kuhmoss haben ihren universitären Abschluß in der Tasche. Aber im Berufsleben haben sie noch nicht richtig Fuß gefaßt. Für solche Frauen bietet der Verein „Frau und Beruf“ ein vielfältiges Kursangebot an. Die beiden Frauen schildern, daß sie durch den neunwöchigen Berufsorientierungskurs von „Frau und Beruf“ gezwungen waren, sich mit den eigenen Berufswünschen und Möglichkeiten auf dem heutigen Arbeitsmarkt konsequent auseinanderzusetzen. Vor allem bei der anfänglichen Bestandsaufnahme der Berufsbiographie gab es Aha-Effekte bei den Teilnehmerinnen des Orientierungskurses, der thematisch in zwei Blöcke geteilt ist.
Auch der gemeinsame Besuch von „Weiberwirtschaft“, einem Zentrum, in dem sich eine Gruppe von Frauen selbständig gemacht hat, wirkte inspirierend auf die meisten Teilnehmerinnen. Für Regine Kuhmoss war es wichtig, nach vier Wochen eine Zwischenbilanz zu ziehen, „weil es ja eigentlich um uns geht“.
In einem zweiten Block informiert Frau und Beruf über die Arbeitsmarktlage, Arbeitsförderungsgesetze und zusätzliche Rentenversicherung. Christiane Rutt- Mohrmann hat das, wie sie meint, am meisten weitergebracht. Nur daß ihre zweijährige Tochter ausgerechnet in der Zeit „sämtliche Kinderkrankheiten bekommen mußte“, erwähnt die ausgebildete Krankenschwester und Informatikerin – fast schon entschuldigend. Die Möglichkeit, halbtags zu arbeiten, könne ihr das Arbeitsamt nicht bieten. Beide Frauen betonen, daß die Beratung dort eben nur eine Informationsquelle unter vielen ist. Viel mehr habe sie der Austausch untereinander angeregt.
Auch sei die regelmäßige Teilnahme am Kurs eine gute Vorbereitung auf die spätere Situation im Beruf. Durch die „Familienpause“ sei frau raus aus dem Berufsleben und müsse erst einmal wieder „Selbstbewußtsein üben“. Entschlossen betont Rutt-Mohrmann, daß sie ihren „gesamten Jahresurlaub eben nicht nur für Kinderkrankheiten aufbrauchen will“. Daher wolle sie darauf bestehen, eine Weiterbildung oder einen Aufbaustudiengang absolvieren zu können. Während Kuhmoss, nach langer Studien- und Erziehungszeit, endlich arbeiten möchte. Die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Berufsbiographie hat ihr dabei klargemacht: Für sie kommt nur eine freiberufliche Tätigkeit in Frage.
Noch während des Kurses bemühte sie sich um eine solche Stelle. Jetzt arbeitet die gelernte Historikerin in Teilzeit bei einer Wirtschaftsberatung. Gerade weil sie durch die Teilnahme beim Berufsorientierungskurs merkte, „daß zehn Stunden in der Woche eigentlich schon viel sind“. Olivera Stepanovic
Frau und Beruf e.V., Glogauer Straße 22, 10999 Berlin. Informationen: Montags und donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr unter Telefon 612 31 35. Am 25. 1. 1994 fängt der nächste Orientierungskurs an, die Teilnahme ist kostenlos.
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