■ Leben mit der Platte
: „Das hier ist meine Traumwohnung“

Monika Buhrmeister, 52 Jahre, arbeitslos

Fünfzehn Jahre habe ich im Altbau gewohnt. Das war eine richtige Bruchbude. Das hier in Marzahn ist meine Traumwohnung. Zwei Zimmer und ein schöner Balkon. Meine Einkäufe kann ich in der Nähe erledigen, die Apotheke, die Ärzte, der Markt sind auch ganz nah. Seit die Mieten gestiegen sind, wird auch mehr für die Wohnungen getan. Mängel werden viel schneller behoben als früher.

Ines Vogel, 17 Jahre, Schülerin

Seit meinem zweiten Lebensjahr lebe ich hier. Ich fühle mich zwar ganz wohl, aber lieber würde ich woanders wohnen. Für Leute in meinem Alter gibt es nur wenig. Die Jugendklubs sind alle zugemacht worden. Wir können uns nur zu Hause treffen. Zum Glück haben unsere Eltern meistens nichts dagegen, aber die Wohnungen sind sehr klein. Das kann gemütlich sein, ideal ist es nicht.

Günter Roszka, 59 Jahre, Wissenschaftler

Marzahn ist eine richtige Betonwüste. Seit der Wende vor vier Jahren sind die zwischenmenschlichen Beziehungen noch schlechter geworden. Die Leute haben genug mit ihren eigenen Problemen zu tun. Wenn da jemand stirbt, würde der Nachbar das erst durch den Gestank merken. Ich wohne in einem 21geschossigen Hochhaus, da spüre ich die Isolation ganz extrem.

Angelika König, 42 Jahre, Hausfrau

Am Anfang gab es hier keine Kaufhallen, die Verkehrsverbindungen waren schlecht. Das kam dann so nach und nach. Jetzt möchte ich nicht mehr wegziehen. Zumindest hier kann ich mit den Kindern auf den Spielplatz gehen. Das hat man in der Stadt nicht. Die Mieten sind jetzt höher. Als wir in unsere Fünfraumwohnung einzogen, zahlten wir 187 Mark Miete. Jetzt sind es über tausend Mark.

Tomas Heidler, 13 Jahre, Schüler

Seit acht Jahren wohne ich in Marzahn. Die Gegend finde ich ziemlich nett, denn ich habe hier viele Freunde. Nach der Schule sehe ich fern oder höre Radio. Wenn ich meine Freunde treffen will, gehen wir hinten auf den Hof. Da können wir spielen, ohne daß sich die Nachbarn beschweren. Ich denke nicht daran, später mal hier wegzuziehen. Das weiß ich jetzt schon ganz genau.

Doris Sänger, 54 Jahre, Frührentnerin

Vor der Wende war es hier ordentlicher und sauberer. Heute fühlt sich keiner mehr dafür zuständig. Trotzdem freue ich mich, in Marzahn leben zu können. Wir hatten früher nur eine kleine Wohnung, ohne Wasser und einer Toilette draußen auf dem Hof. Es war toll, nach Marzahn zu ziehen. Nur mit den Politikern bin ich nicht zufrieden. Die reden viel, machen aber nichts.

Umfrage: Juliane Echternkamp

Fotos: Bente Geving