: Geheimtreffen der Reaktorexperten
■ Explosionsgefahr in AKW beraten
Berlin (taz) – Die Reaktorsicherheitskommission (RSK) legt keinen Wert auf Öffentlichkeit. Hinter verschlossenen Türen will das wissenschaftliche Beratergremium des Bundesumweltministers am Montag in Garching über die Gefahr von Wasserstoffexplosionen in deutschen Atomkraftwerken beraten. Eine seit 1988 angekündigte Entscheidung über technische Gegenmaßnahmen soll endgültig vorbereitet werden.
Wasserstoff-Fachleute aus den USA, Japan und Frankreich werden extra eingeflogen. Das Treffen war anberaumt worden, nachdem sich bei Mitgliedern der RSK die Zweifel an der Wirksamkeit der bisher angestrebten sogenannten Zünder-Lösung verstärkt hatten (taz vom 20. 9. 93).
Große Mengen des unter bestimmten Bedingungen hochexplosiven Wasserstoffs entstehen im Sicherheitsbehälter (Containment) eines Atomkraftwerks im Verlauf eines schweren Unfalls mit anschließender Kernschmelze. Zur Lösung des Problems, das die Reaktorbetreiber seit dem Kernschmelzunfall von Harrisburg im Jahr 1979 umtreibt, sollte das Containment mit einigen Dutzend „autarken Zündern“ ausgestattet werden. Ziel war es, den Wasserstoff kontrolliert abzufackeln, bevor ein explosives Gemisch entstehen kann.
Doch die Funkenauslöser könnten im Ernstfall möglicherweise die Zerstörung des Containments herbeiführen, die sie eigentlich verhindern sollen. Deshalb, glaubt etwa der Reaktorsicherheitsexperte und Zünder-Gegner Helmut Karwat von der TU München, würde die praktische Umsetzung dieser Strategie spätestens an den atomrechtlichen Genehmigungsbehörden scheitern.
Heftige Kritik an dem Garchinger „Geheimtreffen“ übte gestern der SPD-Bundestagsabgeordnete Horst Kubatschka. Statt „endlich eine fachöffentliche und breite Diskussion“ über die Wasserstoffgefahr zu führen, ziehe es die RSK erneut vor, nur wenige „handverlesene Sachverständige“ einzuladen, die noch dazu „einseitig“ ausgewählt worden seien. Dabei sei der gesamte kritische Sachverstand vonnöten.
Auch Lothar Hahn vom Öko- Institut in Darmstadt verlangt in einem Brief an das Bundesumweltministerium einen offenen Klärungsprozeß über die Wasserstoffgefahr. Gerd Rosenkranz
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