„Lottokönig“ wird Frührentner

■ Mehrfach-Mehrfachverdiener in Hessen gefeuert

Frankfurt/Main (taz) – Nach der Versetzung von „Lotto-Staatssekretär“ Otto Geske (SPD) in den lukrativen Ruhestand wurde gestern auch der amtierende Geschäftsführer der hessischen Lottogesellschaft, Detlef von Uckro (SPD), von Finanzministerin Fugmann-Heesing (SPD) gefeuert. Zu den Gründen für die Kündigung wollte die Ministerin keine Ausführungen machen, weil sie wegen der vorzeitigen Vertragskündigung mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung um mögliche finanzielle Ansprüche des „Lottokönigs“ von Uckro rechne. Mit der Kündigung, so Fugmann-Heesing, habe sie „Schaden von der Lottogesellschaft abwenden“ wollen.

Detlef von Uckro war schon zu Wochenbeginn als Doppelverdiener geoutet worden. Der neue „Lottokönig“ war nach „Vertragsverhandlungen“ mit dem inzwischen entlassenen Staatssekretär Geske mit einem Salär von rund 280.000 DM per annum ausgestattet. Als amtierender Geschäftsführer der gleichfalls landeseigenen Marburger Blindenstudienanstalt (Blista) strich von Uckro monatlich noch einmal 5.000 DM ein. Doch damit noch nicht genug: Weil von Uckro einmal Bürgermeister von Gelnhausen war und danach Beamter im hessischen Finanzministerium, werden ihm monatlich zusätzlich rund 4.000 DM Pension aufs fette Konto überwiesen.

Dienstwagen und Weltreisen abgezockt

Natürlich bestand von Uckro bei Vertragsabschluß als „Lottokönig“ auf einem Dienstwagen: BMW der 7er-Reihe. Seinen Privatwagen, einen Audi 100, verkaufte er danach flugs für 26.000 DM der Blista – um ihn danach weiter als zweiten Dienstwagen zu nutzen. Daß Herr von Uckro schon als Beamter im Finanzministerium – und bis Mitte 1993 Aufsichtsratsvorsitzender der Lottogesellschaft – kein Kind von Traurigkeit war, hatte bereits vor Tagen der Landtagsabgeordnete Hielscher (FDP) recherchiert: Auf von Uckros Terminplan als Ministerialbeamter standen lukrative „Dienst“-Reisen mit den LeiterInnen von Lottoannahmestellen nach Florida, Vancouver und New York. Und als die Feuerwehr in seinem Geburtsort bei Luckau in der Niederlausitz ihr 150jähriges Jubiläum feierte, fuhr von Uckro mit dem Dienstwagen ins polnische Grenzgebiet – mit Geschenken im Kofferraum, die aus Haushaltsmitteln der Lottogesellschaft bezahlt wurden. Er habe da „etwas rüberwachsen lassen“ sollen, bekannte von Uckro zur Wochenmitte freimütig vor der Landespressekonferenz. Und ebenso freimütig gab Detlef von Uckro, geboren auf Uckro bei Luckau, darüber Auskunft, wie er seine hochdotierten Engagements bei der Lottogesellschaft und bei Blista zeitlich managte: Unter der Woche sei er bei Blista in Marburg – und am Wochenende bei der Lottogesellschaft in Wiesbaden.

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte schon am Mitwoch vor- und fürsorglich für die rot-grüne Koalition die Abberufung von Detlef von Uckro als Geschäftsführer der Blista verlangt. Die Firma sei ohnehin „in Abwicklung“ begriffen und der Konkursverwalter längst bestellt. Dieser Forderung des Koalitionspartners kam die sozialdemokratische Ministerin Fugmann-Heesing am späten Donnerstag abend nach. Herr von Uckro ist seine lukrativen Geschäftsführerposten los – und so zu einem der teuersten Frührentner der Republik avanciert. Klaus-Peter Klingelschmitt