: Hamburg und Bremerhaven im Containerscharmützel
■ Die Hafenkonkurrenz mit Bremen wird auf Kosten der Bevölkerung im „Nassen Dreieck“ ausgefochten
Als Lokalpatrioten um jeden Preis haben sich am Mittwoch abend SPD, CDU und Statt-Partei in der Hamburger Bürgerschaft profiliert. Kein Argument war ihnen zu abwegig, um die von der GAL beantragte Freigabe von 1,5 Kilometern Hamburger Hafengleis für die Mitbenutzung durch die „Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Weser-Ems“ (EVB) abzubügeln. Die EVB möchte 50.000 Container pro Jahr auf einem Pendelzug zwischen Bremerhaven und Hamburg transportieren und damit die Dörfer im „nassen Dreieck“ vom Schwerlastverkehr entlasten.
Doch in diesem ökologisch wie ökonomisch unmittelbar einsichtigen Vorhaben wittern SPD und Statt-Partei einen hinterhältigen Trick Bremens, Hamburger Hafeninteressen zu hintergehen. „Es besteht die begründete Befürchtung, daß der Hamburger Hafenwirtschaft große Teile des Containertransportes per Schiff verlorengehen“, behauptete Klaus Scheelhaase von der Statt-Partei. Ein „Großteil der 100.000 Arbeitsplätze, die am Hamburger Hafen hängen, wären direkt bedroht“, meint er. Nur: Die Verlagerung von 50.000 Containern von der Straße auf die Schiene ist gegenüber dem jährlichen Gesamtumschlag von 2,5 Millionen Containern in Hamburg kaum mehr als ein Fliegendreck.
Auch der SPD-Abgeordnete Peter Kämmerer legte sich gegen die EVB ins Zeug: „Die Bremer haben zu Lasten der Hamburger Hafenwirtschaft eher ökonomische, denn ökologische Interessen.“ Und an die GAL-Sprecherin Krista Sager gerichtet: „Als gebürtige Bremerin sollten Sie auch endlich die Interessen der im Hafen arbeitenden Menschen ihrer Wahlheimat Hamburg berücksichtigen.“ Der GAL-Antrag wurde auch mit den Stimmen der CDU in den Wirtschaftsausschuß verwiesen und damit auf die lange Bank geschoben.
Krista Sager hatte zuvor den Verdacht geäußert, daß hinter der „Hamburger Kirchturmspolitik“ in dieser Sache in Wahrheit gar keine Konkurrenzangst gegenüber Bremen, sondern ein Konkurrenzkampf zwischen der staatlichen Hamburger Lagerhausgesellschaft (HHLA) und dem privaten Umschlagbetrieb Gerd Buss stecke. Der nämlich will zusammen mit der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) den EVB-Containerzug betreiben und hätte damit einen zusätzlichen Service anzubieten.
Und so haben der HHLA-Chef Dietrich und zwei Amtsleiter der Wirtschaftsbehörde bereits am 24. August vergangenen Jahres bei Bundesbahnchef Dürr persönlich gegen den Containerzug interveniert. Kein Wunder, daß später selbst eine schriftliche Vereinbarung der zuständigen drei Minister Beckmeyer (Bremen), Fischer (Niedersachsen) und Krupp (Hamburg) über ein Konzept für den Containerzug vom „Unternehmens-Verband Hafen-Hamburg“ nicht umgesetzt wurde. Dessen Präsident: HHLA-Chef Dietrich.
Bremens Hafensenator Uwe Beckmeyer hat allerdings noch eine weitere Erklärung für das Scheitern der EVB-Pläne. In einem Werbefaltblatt und einem Interview mit der „Deutschen Verkehrs- Zeitung“ habe die BLG mit dem Containerzug-Angebot geprahlt und damit die Hamburger Hafenkonkurrenz verärgert. Ase
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