Grünen-Streit um Sendemasten

■ Verlegung nach Oberneuland stößt auf neuen Widerstand

Mit der geplanten Verlegung der Radio-Bremen-Sendemasten von Horn-Lehe nach Oberneuland steht Umweltsenator Ralf Fücks der nächste heftige Konflikt ins Haus. Denn nach der Oberneuländer Lokal-Lobby haben sich jetzt auch die niedersächischen Grünen gegen dieses 30 Millionen Mark teure Projekt stark gemacht. Als „Brutalo-Lösung“ bezeichnete der grüne Landtagskandidat aus Fischerhude, Klaus Michel, die Sendemasten- Verlegung. Gemeinsam mit dem Verdener grünen Abgeordneten Erich von Hofe hatte er den geplanten Bauplatz besichtigt.

„Die neuen Masten würden mitten zwischen den Naturschutzgebieten Borgfelder Wümmewiesen und Fischerhuder Wümmeniederung stehen“, klagt Michel. Dafür müßte sogar ein Landschaftsschutzgebiet wieder entwidmet werden. Mit ihrer breiten Stahlseil- Abspannung würden die Masten eine große Gefahr für Vögel und mit ihrem Elektrosmog auch für Menschen darstellen. Der WWF habe deshalb bereits mit einer Normenkontrollklage gegen das Projekt gedroht.

Die niedersächsischen Grünen sehen zudem in Sendemasten eine aussterbende Technik. Gebraucht würden sie eigentlich nur für die Ausstrahlung des Radio- Bremen- Programms auf der Mittelwelle, die sowieso kaum noch gehört werde. Für den UKW-Betrieb hätte es dagegen mit dem Waller Fernsehturm oder den Masten in Ganderkesee ausreichende Alternativstandorte gegeben. „Außerdem werden Sendemasten mit der Ausbreitung der Satellitentechnik sowieso überflüssig“, meint Klaus Michel.

Radio Bremen will allerdings weiterhin an der Sendemast-Verlegung festhalten. „Wir warten nur noch auf die Genehmigung des Bebauungsplans, dann werden wir den Bauantrag stellen“, sagte Radio-Bremen-Sprecher Glöckner. Er hält auch nichts von dem Argument, Sendemasten seien technisch überholt: „Die Masten sind absolut notwendig, und für die alten läuft unser Vertrag im Jahr 2004 aus. Bis dahin müssen wir Ersatz geschaffen haben.“

Hinter den Kulissen scheint sich in der Frage der Sendemasten-Verlegung allerdings doch etwas zu tun. Gerhard Schröder möchte die Frage gerne zum Thema der gemeinsamen Landesplanung Bremen-Niedersachsen machen. So jedenfalls soll sich seine Staatskanzlei in der vergangenen Woche gegenüber der Bremer Senatskanzlei geäußert haben.

Beim Bremer Umweltsenator waren die niedersächsischen Grünen bisher allerdings auf taube Ohren gestoßen. „Wir sind x-mal mit unserem Versuch abgeblitzt, das Thema noch einmal aufzurollen“, sagte Klaus Michel, „Fücks hält die Sache für abgeschlossen.“

Ase / Foto: T.V.