Der rote Monarch bleibt

■ Referendum in Turkmenistan / 98,9 Prozent für Präsident Njasow

Wien (taz) – Das Schauspiel erinnerte an alte Zeiten: In der ehemaligen Sowjetrepublik Turkmenistan stimmten am Samstag 98,9 Prozent der 1,8 Millionen Wahlberechtigten für die Verlängerung der Amtszeit ihres Präsidenten Saparmurad Njasow um weitere fünf Jahre. Der „Vater aller Turkmenen“, wie sich der rote Monarch am liebsten anreden läßt, zeigte sich über das „zunehmende Vertrauen“ seiner Untertanen überglücklich – vor drei Jahren wurde er nämlich mit nur 98,0 Prozent aller Stimmen gewählt. Schon seit 1985 herrscht Njasow uneingeschränkt in Turkmenistan, aus Wahlen geht seine Einheitspartei stets als Siegerin hervor: Oppositionsparteien sind nicht zugelassen, Gegenkandidaten für das höchste Staatsamt werden nicht geduldet. Doch ein Problem bedrückt den Präsidenten. Er versprach Wohlstand für alle und setzte auf die gewaltigen Erdgasvorkommen. Doch westliche Konzerne wollen die Ausbeutung des Gases nicht vornehmen. Sie argumentieren, der technische Aufwand sei derzeit nicht profitabel und das Regime gewähre nicht genug Freiheiten für ausländische Unternehmen. So verliert die Währung rapide an Wert. Vor zwei Jahren mußte man für einen US-Dollar zwei Manat- Scheine hinblättern, heute bereits 25. Für Njasow eine persönliche Beleidigung, schließlich prägt sein Kopf die Banknoten. Karl Gersuny