„Wahl zwischen Scylla und Charybdis“

■ Radiologe Hübener vor dem Bürgerschafts-Ausschuß

„Stoppt den Haß“: Mit diesem Button am Revers stellte sich Professor Dr. Klaus-Henning Hübener gestern den Fragen der Abgeordneten im Wissenschaftsaussschuß der Bürgerschaft. Nach Monaten im Mittelpunkt der öffentlichen und ärztlichen Kritik hatte sich der suspendierte Radiologe die Chance einer Stellungnahme vor dem Ausschuß erbeten. In ruhiger und sachlicher Art erläuterte der Mediziner, der sich als Opfer einer Haßkampagne von UKE-Kollegen fühlt, die Entstehung seiner Behandlungsmethode.

Deutlich wurde dabei vor allem, daß sich Hübener mit den vernichtenden Gutachten über seine Behandlung von Darm- und Prostatakrebspatienten nicht abfinden will. Noch heute verteidigt er mit reinem Gewissen die von ihm verwendete „Sandwich-Technik“ (Kombination der Bestrahlung vor und nach der Operation). Diese war von den Gutachtern als unkonventionell und die von ihm gewählte Strahlendosis als überhöht bezeichnet worden.

Als Radiologe habe man nur „die Wahl zwischen Scylla und Charybdis“, so Hübener. Bei der Strahlentherapie lägen Heilung und Schädigung von gesundem Gewebe sehr nah beieinander, dennoch sei die Art seiner Bestrahlung 1986 nicht unkonventionell gewesen: Bereits neun Jahre lang habe man im Hamburger Tumorzentrum die Sandwich-Technik erprobt, diese sei von Chirurgen empfohlen worden. Bei dieser Methode habe er lediglich die Zeitabfolge der Vorbestrahlung verkürzt.

Die jüngste Kritik der Gutachter an der Prostata-Behandlung wies Hübener harsch zurück: Sie sei in Teilen von Unkenntnis der lokalen Gegebenheiten erfolgt. Die UKE-Radiologie habe 1987 und '88 mit völlig veralteten Maschinen arbeiten müssen, mit denen die von den Gutachtern geforderte Arbeitsweise nicht möglich gewesen sei. Auch den Vorwurf des medizinschen Serienschadens weist der Radiologe weiterhin von sich. Seine Begründung: Die Akten müßten im Einzelfall gründlicher bewertet werden, individuelle Begleitumstände seien nicht genügend berücksichtigt worden. Außerdem sei immer eine sehr gründliche Aufklärung der Patienten erfolgt, aber es sei bekannt, daß Menschen in extremen Situationen sehr viel verdrängen.

Der Vorwurf des GAL-Abgeordneten Peter Zamory, er habe mehr Nachdenklichkeit und Selbstkritik von ihm erwartet, prallte an Hübener ab: „Diesen Beruf kann man nur ausüben, wenn man wie ich sehr mit den Patienten mitleidet“, so seine Replik. sako