Fragwürdige Zukunft für die Vergangenheit

■ Der Forschungs- und Gedenkstätte in der Ex-Stasi-Zentrale droht nun das Aus

Die Aufarbeitung der Vergangenheit droht aus finanziellen Gründen zu scheitern. Das befürchten Verbände und Hilfsorganisationen, die gegenwärtig in der Ex-Stasi-Zentrale in der Normannenstraße ihren Anteil zur Vergangenheitsaufarbeitung leisten. Grund: Am 30. Juni dieses Jahres verliert das Land Berlin die von der Treuhand zugesprochenen Nutzungsrechte für die ehemalige Ex-Stasi-Zentrale. Die Verbände und Initiativen in der Forschungs- und Gedenkstätte müßten für hohe Mieten tief in die Tasche greifen. Nur mit Rückendeckung des Bundes oder des Landes Berlin könnte – so die Organisatoren unisono – die weitere Arbeit in den Räumen gesichert werden.

Gestern rechnete der Geschäftsführer der Antistalinistischen Aktion (AstAk), Jörg Drieselmann, vor, welche Folgen eine zukünftige Mietforderung für das Projekt haben könnte: Die Nutzung von 2.400 Quadratmetern im ehemaligen Mielke-Imperium würde den eingetragenen Verein dann schlappe 12.000 Mark im Monat kosten. Dabei könne die AstAk, die Führungen durch Mielkes Amtsräume organisiert und mit Ausstellungen über die Stasi aufklärt, bisher gerade mal die Betriebskosten decken. 30.000 Menschen besuchten seit 1990 die Veranstaltungen.

Für Help e.V., eine Hilfsorganisation für Opfer politischer Gewalt, stellt sich das Problem nicht viel anders dar. Auch hier reichen die Mittel gerade aus, um den Betrieb der Beratungsstelle und der umfangreichen Forschungsbibliothek aufrechtzuerhalten, so der Help-Vorsitzende Peter Alexander Hussock. Konkrete karitative Hilfe in Einzelfällen kann der Verein nur durch Spenden leisten. Für Hussock wäre es ein politischer Skandal, wenn Land und Bund der Kommerzialisierung des ehemalige „Hauses der Spionage“ keinen Riegel vorschieben. Er denkt dabei an ein „Haus der Menschenrechte“, das einen „Gegenpol zur Vergangenheit des Gebäudes“ zu setzen vermag. Hussock hofft auch auf Unterstützung durch den Förderkreis „Wahrheit gegen Gewalt“, dessen Schirmherrschaft Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) übernommen hat.

Der Berliner Landtagsabgeordnete Hans Schwenke (FDP), Mitglied des Förderkreises, setzt sich für den Erhalt der Organisationen ein. „Mir ist es letztlich egal, ob Bund oder Land die Trägerschaft für das Haus übernehmen“, sagte Schwenke gestern, „aber die Mietfreiheit muß gewährleistet werden.“ Über die Köpfe der Vereine im Haus hinweg dürfe nicht entschieden werden. rak