Hilfe hilft der Bosnienhilfe

■ UNHCR soll Hilfsgüter nach Sarajevo fliegen / Kritik an DRK und Bundesregierung / Berliner sammeln vorbildlich

Die Berliner sind ein spendenfreudiges Volk. Seit Beginn der Aktion „Keine Mauer durch Sarajevo“ im Herbst letzten Jahres brachten sie über 300 Tonnen Hilfsgüter auf, darunter 140 Tonnen Lebensmittel und 50 Tonnen Medikamente.

Wegen der großen Resonanz setzt die Berliner Initiative zur Bosnienhilfe ihre Aktion bis zum 31. März fort. Auf einer Pressekonferenz des Bündnis 90/Grüne im Preußischen Landtag teilte Organisator Eggert Hardten gestern mit, daß es bald möglich sei, die Güter mit Hilfe des Hochkommissariats für Flüchtlingswesen der Vereinten Nationen (UNHCR) über die Luftbrücke nach Sarajevo und andere Gebiete in Bosnien zu bringen. Einen genauen Termin für den ersten Flug konnte Hardten nicht nennen. Er hofft aber, daß es am 22. Januar losgeht.

Auch die drei größten Berliner Unis sammeln mit. An der FU (Silberlaube), der TU (Hauptgebäude) und der HU (Studentenhaus) können morgen Pakete abgegeben werden.

Etwa 30 Prozent der zur Zeit noch in Spandau gelagerten Hilfsgüter könnten durch die Luftbrücke direkt in die seit 21 Monaten belagerte bosnische Hauptstadt geflogen werden, darunter auch zwei Notstromaggregate für Krankenhäuser, sagte Hardten. Die restlichen 70 Prozent würden über Tuzla und Srebrenica abgeworfen, da die Zahl der Landungen auf dem Flughafen in Sarajevo beschränkt und die Versorgung über den Landweg zur Zeit nicht möglich seien. Das Technische Hilfswerk (THW) fährt die Waren nach Frankfurt am Main, wo sie die UNHCR übernehmen soll.

Einer der ersten Flüge nach Sarajevo soll von einer Politikerdelegation begleitet werden. Wunschkandidat hierfür ist der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen. Eggert Hardten glaubt, daß durch den Einfluß der PolitikerInnen „die zwei Stromgeneratoren sofort aus dem Zollverschlußlager in die Krankenhäuser kommen“.

Kritik am Deutschen Roten Kreuz (DRK) übte der Kollege aus Bosnien, Kemal Fazlagić. 700.000 Mark Spendengelder der Maria- Schell-Sammlung würden vom DRK blockiert. Dabei sei die Lage vor allem in Mostar „sehr sehr ernst“. Auch die Bundesregierung wurde von den Aktivisten der Bosnienhilfe angegriffen. So habe sie dem THW ohne Begründung die finanzielle Unterstützung für Hilfstransporte gestrichen. Der Versuch des THW, sich an einem Transport nach Bosnien zu beteiligen, sei vom Außenministerium verhindert worden. Kurz vor Antritt der Fahrt habe das Außenministerium mitgeteilt, daß jeder Fahrer für 10.000 Mark und jedes Fahrzeug für 50.000 Mark versichert werden müßten. Diese Versicherung hätte nur in London oder New York abgeschlossen werden können, sagte Eggert Hardten. Martin Hörnle