Ein flammendes Inferno in L.A.

■ Die Erde bebte dreißig Sekunden: Brände, Stromausfälle, Plünderungen in Los Angeles

Los Angeles (AFP/AP/taz) – Dreißig Sekunden reichten aus. So lange wurde Südkalifornien gestern von einem Erdbeben erschüttert, dessen Stärke mit 6,6 auf der nach oben offenen Richter-Skala gemessen wurde. Das Epizentrum des Bebens um 4.31 Uhr Ortszeit lag im Norden des San-Fernando-Tals, rund 35 Kilometer nördlich der Innenstadt von Los Angeles. Hier standen nach Informationen von Polizei und Feuerwehr mindestens zehn Häuser in Flammen. Auch in Los Angeles brannten etliche Gebäude, darunter mehrere Tankstellen. Wasserleitungen barsten. Erste Berichte, wonach das Beben möglicherweise 25 Tote und mehrere Verletzte gefordert haben soll, bestätigten sich zunächst nicht. Gestern abend hieß es, fünf Menschen seien ums Leben gekommen: ein Polizist, der beim Einsturz einer Autobahnbrücke starb, sowie vier Personen, die einem Herzschlag erlagen. Das ganze Ausmaß der Schäden war zunächst nicht zu überblicken, da es sich in der Dunkelheit ereignete.

Mehrere Autobahnbrücken brachen zusammen. Besonders stark traf es den Santa Monica- und den Simi Valley Highway. Sie glichen über weite Strecken einer Trümmerwüste. Drei Autobahnen wurden geschlossen. Auch andere Straßen sind unpassierbar. Der Flughafen von Los Angeles wurde ebenfalls geschlossen.

Unzählige Häuser in der gesamten Region wurden stark beschädigt. Wände weisen tiefe Risse auf, und Fensterscheiben gingen zu Bruch. „Es sieht wie nach einer Bombenexplosion aus“, schilderten die Bewohner. Auch am legendären Sunset- Boulevard in Hollywood kam es zu Gebäudeschäden, Reporter berichteten von ersten Plünderungen.

Ein Teil des Telefon-Systems brach zusammen. Weite Teile von Los Angeles lagen im Dunkeln, nachdem der Strom ausgefallen war. Die Telefonleitungen zu den Katastrophen-Einsatzzentralen waren durch Anrufe besorgter Bürger blockiert, die sich nach dem Schicksal von Angehörigen erkundigten. Sämtliche Polizisten und Feuerwehrleute in der Region befanden sich im Einsatz.

Der CNN-Talkmaster Larry King, der zur Zeit des Erdbebens in Los Angeles war, berichtete: „Ich schlief, und dann begann die Welt zu erzittern. Es gibt keinen Strom, die Fernsehgeräte fielen von den Tischen, überall ist das Licht aus.“ Während des Gesprächs ereignete sich offenbar ein zweites Beben. „Wir haben gerade neue Erschütterungen. Alles bewegt sich“, schilderte King.

Nach dem ersten Beben rannten Tausende in Panik auf die Straßen. Eine Serie von Nachbeben versetzt die Bevölkerung von Los Angeles weiter in Angst und Schrecken. Das Geologische Institut Caltech in Pasadena warnte, daß diese Beben eine Stärke von über 5,0 erreichen könnten. Südkalifornien ist ein besonders erdbebengefährdetes Gebiet, da es in unmittelbarer Nähe des Andreas-Grabens liegt. Erst im Juni 1992 hatte es ein Beben der Stärke 6,5 auf der Richter-Skala gegeben. Zu einer schweren Katastrophe kam es damals nur deshalb nicht, weil das Epizentrum in der Wüste von Kalifornien gelegen hatte. Bei dem großen Beben des Jahres 1906 waren in San Francisco bis zu 1.500 Menschen ums Leben gekommen.