Zu früh

■ Der Filmemacher und Lichtmeß-Mitarbeiter Lothar Leininger ist tot

Plötzlich und unerwartet entschloß sich Lothar Leininger am 14. Januar mit dem Leben auf dieser Welt abzuschließen. Der 35jährige steckte mitten in den Vorbereitungen seines neuen Films, eines essayistischen Dokumentarfilms - Arbeitstitel N.N. Nebel, der sich unter anderem um das Leben Gottfried Nebels, des Erfinders des Nebelwerfers, dreht, jenem Apparat, mit dem sich Soldaten im Krieg für den Feind unsichtbar zu machen versuchen. Es sollte auch ein Film werden, der versucht, dem Verlust von Idealen nachzuspüren. Das Projekt hatte ihn erst kürzlich nach Nordafrika geführt, am 8. Februar sollte es mit seiner Mitarbeiterin und Lichtmeß-Kollegin Ute Holl für drei Monate nach Kuba gehen, die Flüge waren schon gebucht.

Lothar Leininger machte nicht nur Filme, er baute auch das Lichtmeß-Kino mit auf und gestaltete das Programm entscheidend mit. Die Januar-Filme hatte er noch ausgesucht, deshalb will die Lichtmeß-Crew das Januar-Programm unverändert zeigen - dabei ist am 28. Januar auch der außerordentliche Film Sarajevo Filmfestival von Johan van der Keuken, der darin das Filmfest zwischen Heckenschützen dokumentiert, und in dem die Fiktion der Filme von Wenders, Polanski und Bertolucci mit der Perversion der Lage kollidiert. Im Februar wird das Kino geschlossen bleiben , „wir müssen erstmal überlegen, wie es weitergehen soll“, sagt Dorith Kiesewetter vom Lichtmeß.

Oft erschien Lothar Leininger in der taz-Redaktion, um Lust auf und Interesse für die Filme im Lichtmeß zu verbreiten. Zuletzt kam er braungebrannt aus Nordafrika zurück von einer Recherche-Reise für seinen Film.

Was er machte, das hatte er richtig gemacht, mal habe die Traurigkeit heftig zugeschlagen, mal riß er mit seinem unbändigen Schaffensdrang seine Kino-Kollegen mit, erinnert sich Ute Holl, die noch nicht weiß, wie es ohne Lothar weitergehen soll. jk