HSW “erhaltenswert“

■ Unternehmensberatung McKinsey legt Kreditkommission Gutachten vor

Auf aufmerksame Ohren dürfen die Herren der Unternehmensberatungsfirma McKinsey hoffen, wenn sie heute nachmittag in geheimer Sitzung der Parlamentarischen Kreditkommission die Ergebnisse ihres im Senatsauftrag erstellten Gutachtens über die Zukunftschancen der Hamburger Stahlwerke (HSW) vorstellen. Es geht um 700 Arbeitsplätze, mehr als 200 Millionen Mark und den Filz der SPD-Wandsbek-Connection. Voscherau hofft, von McKinsey Fingerzeige zur Lösung dieses Dreifachproblems zu erhalten.

McKinsey hat brave Arbeit geleistet. Das Stahlwerk sei „grundsätzlich erhaltenswert“. Es habe eine Chance, wenn es seine Einsparpotentiale nutze und seine Fertigung ganz auf die Produktion von billigem Massenstahl umstelle. Diese Botschaft paßt - wie bestellt - zu den Plänen des Senats, die HSW dem italienischen Stahlgiganten Riva anzudienen. Im HSW-Management stoßen die McKinsey-Vorschläge dagegen auf heftige Kritik: Bei Massenstahl sei die Gefahr von Dumping-Konkurrenz aus dem Osten extrem hoch. Riva, wenn es überhaupt einsteige, werde die HSW allenfalls noch ein paar Jahre ausschlachten. Auf Dauer biete der Billigstahl in der Hochlohnstadt Hamburg keine Perspektive. Statt der HSW-Lohnkosten von jährlich 69 Millionen Mark komme ein vergleichbares Stahlwerk in Tschechien mit 20 Millionen aus.

Das HSW-Management und die IG Metall setzten auf eine Sanierung durch Orientierung auf Qualitätsstahl. Dafür allerdings, so die McKinsey-Leute, seien die HSW bislang einfach nicht gut genug. Unterkapitalisierung habe notwendige Investitionen in den vergangenen Jahren verhindert. Ob Masse oder Qualität - das Mc-Kinsey-Urteil „erhaltenswert“ bedeutet noch lange keine Rettung. Ohne den Mehrheitseinstieg eines Privatkonzerns in die HSW ist das Aus programmiert. Florian Marten