Denkmal für Antonescu

■ Rumäniens Faschistenführer kommt zu neuen Ehren / Proteste der Ungarn

Wien (taz) – Der rumänische Faschistenführer und Hitler-Vasall Ion Antonescu kommt 47 Jahre nach seiner Hinrichtung zu neuen Ehren: Unweit von Bukarest, im Städtchen Slobozia, steht seit einigen Wochen ein fünf Meter hohes Denkmal des Marschalls, ein zweites soll in wenigen Tagen in der siebenbürgischen Kreisstadt Tirgu Mures eingeweiht werden. Dies beschloß am Montag das örtliche Bezirksgericht gegen den Widerstand von Stadt- und Kreisrat, die nun Unruhen zwischen rumänischen Neofaschisten und der mehrheitlich ungarischen Bevölkerung dieser Region befürchten.

Wenige Monate nach dem blutigen Sturz von Diktator Nikolae Ceaușescu im Dezember 1989 war Tirgu Mures schon einmal Schauplatz pogromartiger Ausschreitungen zwischen Ungarn und Roma auf der einen und fanatischen Rumänen auf der anderen Seite gewesen. Vier Menschen ließen dabei ihr Leben, die nationalen Spannungen verstärkten sich seitdem. Die Ungarn Siebenbürgerns werden wieder selbstbewußter und fordern in ihrem geschlossenen Siedlungsraum kulturelle Autonomierechte. Manche von ihnen träumen sogar erneut von einer Autonomen Ungarischen Region wie einst in den 50er Jahren.

Erst Ceaușescu beendete die ungarische Selbstverwaltung und propagierte einen Nationalstaat, in dem Minderheiten keine Gruppenrechte mehr zugestanden wurden. Eine Politik, die im heutigen Rumänien nahtlos übernommen wird – auch von der Regierung und Staatschef Ion Iliescu. Iliescu machte nie einen Hehl daraus, daß nicht alles aus der Ceaușescu-Ära zu kritisieren sei, und sprach von „Fortschritten der nationalen Selbstfindung“, die erzielt worden seien. Auch scheute sich das Staatsoberhaupt nie, mit rechtsextremen Gruppen wie der Partei „Romania Mare“ (Partei für Großrumänien) oder „Vatra Romanesca“ (Wiege Rumäniens) zu paktieren. Beide Gruppen verherrlichen den Faschisten Antonescu und negieren dessen Völkermord an 270.000 Juden, Roma, Ungarn und anderen Minderheiten. Dies seien „Lügenmärchen antirumänischer Kreise in Jerusalem, New York und Budapest“. Ihr Ziel: Das Andenken Antonescus „wahren und fördern“. Karl Gersuny