Dritte Welt will Wüstenkonvention

■ UN sieht drohende Tragödie durch weltweite Versteppung

Berlin (taz) – Die Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen (UNDP) fordert entschiedene Maßnahmen gegen die weltweite Ausbreitung von Wüsten und Trockengebieten. Auf einer internationalen Konferenz in New York, die zur Vorbereitung einer sogenannten Wüstenkonvention dient, mahnte UNDP-Direktor James Gustav Speth: Wenn die Wüsten weiter wachsen, „werde eine noch nie dagewesene internationale Tragödie heraufbeschworen.“

Nach Angaben der UN ist heute bereits ein Sechstel der Weltbevölkerung direkt von den Auswirkungen der zunehmenden Versteppung betroffen. Der Prozeß der Austrocknung umfaßt schon ein Viertel der Erdoberfläche. 900 Millionen Menschen leben in den Trockengürteln der Erde. Am schwersten betroffen seien die Menschen in Afrika, klagte der kenianische Umweltminister John Sambu. 73 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen dort sind geschädigt, in Asien sind es 70 Prozent.

Armut und niedrige Rohstoffpreise förderten die Ausbreitung der Wüsten, so Sambu. „Armut verleitet zum Mißbrauch der natürlichen Ressourcen. Das führt häufig zur Verschlechterung der Bodenqualität, was im Gegenzug wieder die Armut verschärft“, beschrieb er den Teufelskreis. Neben der klassischen Versteppung durch intensiven Ackerbau in Trockengebieten, Überweidung und Abholzung sind zunehmend schlecht geplante Bewässerungsprojekte für die Wüstenbildung verantwortlich. Solche Bewässerungssysteme zerstören inzwischen genausoviel Ackerfläche wie neu bewässert werden kann.

Nach Angaben der UN-Umweltorganisation (UNEP) gehen weltweit jährlich Erträge im Wert von 42 Milliarden Dollar verloren, weil die Böden immer trockener und schlechter werden. Am schlimmsten sind die ökonomischen Verluste in Asien, dort entstehen die Hälfte der Verluste.

UNEP hat errechnet, daß mit jährlichen Investitionen von fünf bis acht Milliarden Dollar der Trend umgekehrt werden könnte. Dazu sei aber mehr Hilfe aus den Industrienationen für die 81 betroffenen armen Staaten notwendig. Bislang wird weltweit nur etwa eine Milliarde Dollar für solche Programme ausgegeben – doch der Norden will auch für die Wüstenkonvention nicht wesentlich mehr Geld versprechen. ten