Mindestens das Doppelte

■ Hamburger Drogenprojekte fordern Geld und Wohnraum

Nur „Peanuts“ sind für Günter Thiel von Jugendhilfe e.V. die 45 Millionen Mark, die der Hamburger Senat in diesem Jahr für den Bereich Drogen ausgeben will. Eine Aufstockung auf 90 Millionen sei unumgänglich - das ist eine der Forderungen, die Vertreter Hamburger Drogenprojekte auf ihrem gestrigen Koordinierungstreffen an den neuen Hamburger Senat stellten.

Die weiteren Punkte: Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten und Kleindealern und die zusätzliche Einrichtung von 50 stationären Entzugsplätzen in freier Trägerschaft. Denn Süchtige warteten teilweise monatelang auf einen Entzugsplatz und seien in dieser Zeit lebensbedrohlichen Risiken ausgesetzt. Für die Zeit danach müsse jetzt vorrangig der Bereich der Ausstiegshilfen - stationäre Therapieplätze und Nachsorge - erweitert werden, sagte Kai Wiese von Jugend hilft Jugend.

Er geißelte die Obdachlosigkeit als zentrales Problem in der Drogenarbeit. „Wie können wir nach dem Motto 'Du hast keine Chance, nutze sie!' noch qualifiziert arbeiten?“ Der Senat müsse Sozialwohnungen bereitstellen und bei der Suche nach geeigneten Immobilien Hilfestellung geben. Eine konzentrierte Unterbringung „im Hunderterpack“ lehnt er ab.

Die brisante Situation süchtiger MigrantInnen verdeutlichte Haci Bag von Horizont in Wilhelmsburg: Ihnen droht sofortige Abschiebung, Krankenkassen weigern sich häufig, die Kosten für eine Therapie zu übernehmen.

Bisher wurde die ambulante Drogenberatung aus dem Topf der Sozialbehörde bezahlt. Eine Regelung, nach der künftig Krankenkassen und Rentenversicherer einen Teil der Kosten übernehmen sollen, wird von Kai Wiese kritisiert. Wenn „das gesellschaftliche Problem Sucht“ auf andere Kostenträger abgewälzt werde, stehe zu befürchten, daß „ein Drittel der Zeit dann für das Schreiben von Berichten und Statistiken verloren geht“. Zudem würden viele Süchtige dann die Beratungsstellen nicht mehr aufsuchen, weil die Anonymität nicht gewahrt bliebe.

Gaby Werner