Heilende Räume in Walle

■ Frauengesundheitszentrum umgezogen

„Manchmal denke ich, es ist wie im Schlaraffenland. Erst muß man durch das trostlose Treppenhaus gehen, mit dem kargen Fahrstuhl fahren, aber dann öffnet sich hier oben die Oase“, erzählt Ute Timmermann, Teamfrau des Frauengesundheitszentrums (FGZ). Seit Anfang November haben sie nach langer verzweifelter Suche neue Räume gefunden und sind von der Hohenloher Straße in das großzügige Dachgeschoß einer ehemaligen Schule nach Walle gezogen.

Die Beratungen zu den Themen „Gesundheit und Krankheit der weiblichen Brust“ oder „Blasen- und Pilzinfektionen“ werden wie vor zehn Jahren noch immer gut besucht. „Wir nehmen zwar Worte wie Mentruation leichter in den Mund und es wird viel darüber geredet, aber die Probleme gibt es immer noch“, sagt Teamfrau Helke Hoff. Doch eines hat sich geändert: der Körperbegriff für Frauen wird weiter gefaßt. „Anfangs war er sehr auf die Sexualität reduziert. In manchen Büchern ist immer nur von der Brust und der Vagina die Rede. Heute bemühen wir uns, von der Reduzierung wegzukommen“, sagt Ute Timmermann. Krankheiten oder Probleme werden heute im Zusammenhang mit der gesamten Lebensrealität der Frauen gesehen.

Die vier TeamerInnen wollen weg von der männlichen Denkweise, daß es immer eine Ursache und eine Lösung gibt. Ein typisches Beispiel dafür sei das Problem Schlafstörung. Die Frau bekommt beim Arzt eine Tablette - und damit soll es gut sein. Beim FGZ wird unter anderem gefragt: Hat die Frau kleine Kinder, wohnt sie in der Neuenländerstraße, gibt es eine Streßsituation in ihrem Leben?

Im FGZ werden die Verhaltensweisen, durch die Frauen eine Krankheit besonders schwer verkraften, aufgespürt. Das ist zum einen die Schuldfrage, die vor allem in der Psychosomatik eine Rolle spielt, und auch das Gefühl, daß Gesundheit „machbar“ ist. „Jetzt habe ich zwei Jahre Therapie gemacht und habe doch wieder Brustkrebs“, hatte letztens eine Kursteilnehmerin resigniert gesagt, berichten die Teamfrauen. Das läge an einem Gesundheitsbegriff, der behauptet, daß man sich nur gesund ernähren müsse und Sport treiben , dann könne man nicht krank werden.

Die anfängliche Skepsis der Teamfrauen gegenüber dem Standort hat sich gelegt: die Anbindung ist gut.

FGZ, Elsflehterstr. 29, 28219 Bremen. T: 3809747. vivA