„Einfach himmlisch“

■ Eiskunstlauf-EM: Gordejewa/Grinkow mit alter Klasse

Kopenhagen (dpa) – Die Chemnitzer Paarläufer Mandy Wötzel/ Ingo Steuer boten am Ende kein Bild der Traurigkeit. Mit Platz fünf hat das Duo die EM-Silbermedaille des Vorjahres zwar verloren, aber keine böse Niederlage erlitten. „Vor drei Jahren wäre es ganz gut gewesen, Fünfte zu werden. Heute ist Rang acht schon eine große Leistung“, meinte auch Mandy Wötzel nach dieser „gigantischen Konkurrenz“. Und weil sie gerade in ihrem mathematischen Element war, rechnete sie weiter vor: „Ohne die beiden Profi-Paare wären wir Dritte.“

Ohne die zwei zu den Amateuren zurückgekehrten professionellen Doubles Jekaterina Gordejawa/Sergej Grinkow, die ihren dritten EM-Titel nach 1988 und 1990 im Triumphzug eroberten, und die Bronzemedaillengewinner Natalia Mischkutionok/Artur Dimitriew wäre der Finalabend auch um zwei Attraktionen ärmer gewesen. Vollendet wurde die Gala der klassischen russischen Paarlauf-Schule von Ewgenia Schischkowa/Wadim Naumow, die Silber gewannen. „Mir bleibt oft der Mund offen stehen, wenn ich sehe, wie exakt sie laufen“, bewundert Mandy Wötzel die außergewöhnlichen Moskauer Gordejewa/Grinkow.

Zum Zuschauen hatte die 20jährige in diesem Winter genug Zeit, da Partner Ingo Steuer mehr flach lag, als auf dem Eis stehen konnte. Erst schlug sie ihn vor einem Wettkampf in den USA im Training K.o., dann kam eine langwierige Grippe dazu. „Erst drei Wochen vor der EM konnten wir wieder richtig trainieren, haben zuvor nur einen Wettkampf bestritten“, erzählte Steuer. Abgesehen von den offenkundigen konditionellen Rückständen scheint aber die Kür nach der Filmusik des Erotik-Thrillers „Basic Instinct“ nicht ganz maßgeschneidert für das Duo. „Sie ist viel anspruchsvoller und schwieriger als unserer letztes Programm“, meint Mandy Wötzel.

Mit ihrer „Mondschein-Sonaten“-Kür rissen Gordejewa/Grinkow Publikum und Preisrichter – sie zogen viermal die Traumnote 6,0 – hin. „So viele Höchstnoten haben wir nur bei unserem ersten Europameisterschafts-Sieg 1988 erhalten“, freute sich Jekaterina Gordejewa. Nachdem sich das verheiratete Paar 1990 mit allen Titel, die es zu gewinnen gibt, vom Amateursport zurückzogen hatte, tingelte es auf Schaulauf-Tourneen vorwiegend durch Amerika. „Wir haben lange überlegt, ob wir wiederkehren sollen. Aber Videos von der Olympiade in Albertville haben uns animiert“, erzählte die 22jährige.

„Ihr Programm hat nur einen Fehler“, bedauerte der vierfache Weltmeister Kurt Browning (Kanada), „es ist nicht lang genug. Ich wünschte, es würde ewig dauern.“ Und Sandra Bezic, die kanadische Choreographin von Katarina Witt, schwärmt begeistert: „Einfach himmlisch.“