Strand gesperrt - die Säckchen kommen

■ Gifttüten vor der Küste - Griefahn ließ Strände sperren, Inseln geben sich cool

Wegen der drohenden Verseuchungsgefahr durch im Meer treibende Tüten mit dem hochgiftigen Pestizid Apron hat Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) Strände sperren lassen. Die für den Katastrophenschutz zuständige Bezirksregierung Weser- Ems schloß am Freitag vorsorglich Strände auf den Inseln Borkum, Juist, Norderney und Baltrum.

Diese Inseln sind an der deutschen Nordseeküste am stärksten durch das Gift gefährdet. Wegen einer dauerhaften West-Ost-Strömung der Küstengewässer und bei vorherrschend nordwestlichen Winden rechnete die Behörde mit der Anschwemmung von Giftbeuteln aus niederländischen Gewässern noch am Sonnabend.

Umweltschutzorganisationen und Niedersachsens Umweltministerium forderten angesichts der in niederländischen und belgischen Gewässern drohenden Giftkatastrophe und der Bedrohung deutscher Watten und Strände erhöhte Sicherheitsstandards und verbesserte Haftungsregeln für die internationale Schiffahrt. Die Gift-Beutel waren von dem französischen Frachter „Sherbro“ in der Nacht zum 10. Dezember 1993 bei stürmischer See über Bord gegangen.

Die Stadtverwaltung von Borkum gab sich gelassen. Auf Borkum und auf den Nachbarinseln verhalte man sich nach dem Motto „Abwarten und Tee trinken“. Eine vollständige Sperrung der kilometerlangen Sandstrände hielt die Borkumer Sprecherin für „technisch nicht möglich“. Schilder mit Hinweisen zum Umgang mit Giftfunden seien an den Strandzugängen aufgestellt worden. Feuerwehr, Polizei und Bundeswehrsoldaten stünden für eine rasche Bergung von Giften bereit.

Für den Oldenburger Regierungspräsidenten Eckart Bode reichen Hinweistafeln angesichts der Giftigkeit der hochkonzentrierten Pestizide nicht. Wenn eine Strandsperrung auf niederländischen Inseln möglich sei, müsse das auch auf deutschen Inseln klappen.

Die Umweltstiftung WWF in Bremen sieht Fische und andere Meerestiere durch austretendens Planzengift erheblich gefährdet. Der in „Apron plus 50 DS“ enthaltene Wirkstoff Furathiocarb sei extrem giftig für Fische. In Labortests hätten sich bereits geringe Mengen als tödlich für Fische erwiesen.

dpa