Von Elfen zu Fleischklumpen

■ Experimentelle Kurzfilme von Karola Schlegelmilch im fsk

Viele hübsche Bilder hält Karola Schlegelmilch bereit: Da tanzt eine kleine, weiße Elfe zu klassischer Musik, in aller Seelenruhe fängt die Kamera die Schönheit einer Zimmerpflanze ein, tote Kater strecken ihre Beinchen in die Lüfte, und muntere Kröten hüpfen durch die Gegend.

Sinnstiftend werden die einzelnen Motive miteinander verwoben. Wer nicht mitkommt, kann sich im Info-Blatt Rat holen, das die Regisseurin (die mit dem Verein zur Förderung feministischer Filmkultur, „Blickpilotin“, zusammenarbeitet) verfaßt hat. Von Zahlenreihen, die in ihrer naturwissenschaftlichen Abstraktheit ein „ähnliches Phänomen wie das Pulsieren und Wachsen von Pflanzen wiedergeben“, ist dort die Rede. Dabei haben die eingeblendeten Ziffern doch nur unser meditatives Eintauchen in die Zimmerpflanze unterbrochen.

Viel vorgenommen hat sich die experimentierfreudige Karola für ihre Abschlußarbeit an der HdK, die den poetischen Titel „Vom Sterneschneuzen“ trägt. „Auf entblößende, humorvolle, ironische Weise“ möchte sie „suggestive Bilder ins Wanken bringen“. Die fröhlich umhertanzende Elfe wird zu einem Klumpen Fleisch verarbeitet; eine Off-Stimme hält ein Loblied auf die Allmächtigkeit der Bilder, während eine Kröte als Versuchstier mißbraucht wird; ein Bergsteiger ruht sich aus, plötzlich verwandeln sich die Alpen im Hintergrund in organische Massen – soviel zu Karola Schlegelmilchs Versuch, gängige Bildklischees zu unterlaufen. Auf dem European Media Art Festival in Osnabrück wurde das Werk „Vom Sterneschneuzen“ für seinen „persönlichen, universellen und dennoch unprätentiösen sowie humorvollen Stil“ mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet.

Weniger bemüht sind die Arbeiten „Bauchlandung“ und „o.T. Retroreflexion“. Hier sei empfohlen, besagtes Info-Blatt nicht zu lesen und sich in eigenen Assoziationen zu ergehen. Wir befinden uns in einer kargen Küchenlandschaft, einer wahren Hochburg von dampfenden Pellkartoffeln, die mich lebhaft an meine Kindheit erinnern. Munter plumpsen sie auf den Teller und versuchen verzweifelt, Kontakt mit den Essern aufzunehmen. Mit diesem Bild erwartungsvoller Verspeisung endet der Film „Bauchlandung“.

In „o.T. Retroreflexion“ fügt sich aus Aufnahmen einzelner Körperteile behutsam das Bild einer älteren Frau zusammen. Ohne sich in aufgeblasenen Bildfolgen zu verlieren, konzentriert sich die Filmemacherin ganz auf das zärtliche Personenpuzzle. Das Bild der im Sessel verharrenden Alten bleibt in Erinnerung. Anke Leweke

Morgen, 18 Uhr im fsk-Kino, Wiener Straße 20, Kreuzberg