Zittern in Brasilien

■ Korruption jetzt öffentlich

Rio de Janeiro (taz) – In Brasilien müssen zwanzig Parlamentarier und zwei Senatoren um ihre politische Zukunft fürchten. Ihre Namen stehen in dem gestern in Brasilia veröffentlichten Abschlußbericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (CPI), die seit zwei Monaten die Veruntreuung von Haushaltsgeldern im brasilianischen Kongreß aufdeckt.

„Der Skandal ist nicht vollständig aufgeklärt, doch die Zeit der CPI ist abgelaufen“, erklärte Kommissionsvorsitzender Jarbas Passarinho. Nach Ansicht des Senators sind wesentlich mehr Politiker in den Skandal verwickelt als in dem Abschlußbericht namentlich erwähnt wurden. „Korruption“, so Passarinho, „ist im Kongreß allgemein verbreitet.“

Nach der Verlesung des Abschlußberichtes haben die angeklagten Abgeordneten noch 35 Tage Zeit, um sich zu verteidigen. Erst nach Ablauf dieser Frist entscheidet das brasilianische Parlament endgültig über das politische Schicksal seiner schwarzen Schafe. Eine Konsequenz der Katharsis in der Legislative ist bereits sichtbar: Die Preise für öffentliche Bauvorhaben sind um die Hälfte gesunken. pra