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Eichel mit dem Rücken zur Wand

■ „Nur erfreuliche Schlagzeilen“ wollte Hessens Landeschef, doch dazu bot seine Amtszeit bislang nicht genug Anlaß

Genüßlich zitierten CDU und FDP am Donnerstag den Sozialdemokraten: „Unter meiner Verantwortung wird das Land Schlagzeilen machen, aber nur solche erfreulichen Inhalts“ (Eichel am 13.1. 1991). Da war die Welt für den Oberbürgermeister aus Kassel, der als Landesvorsitzender der SPD hessischer Ministerpräsident werden wollte, noch in Ordnung.

Stolz hatte Eichel gerade sein paritätisch besetztes Schattenkabinett vorgestellt, mit dem er – mit der Option auf Rot/Grün – die „Wallmänner“ zurück auf die Oppositionsbänke schicken wollte. Doch dann gewannen SPD und Grüne tatsächlich die Landtagswahlen, Eichel wurde tatsächlich zum Ministerpräsidenten gewählt – und der ganze Ärger fing an. Zunächst stand der Landeschef ganz im Schatten seines Vize Joschka Fischer. Im Umweltministerium spielte die Musik – und Eichel leistete in der Staatskanzlei stille Sacharbeit. In der SPD-Fraktion, in der Eichel nie eine Hausmacht hatte, rumorte es, weil offensichtlich der Grüne Fischer dem Roten Eichel in Wiesbaden und auf der Bonner Bühne – Fischer ist auch Bundesratsminister – die Show stahl. Und als Eichels schillerndste Ministerin, Heide Pfarr, nach Aufdeckung der Dienstwohnungs- und Umzugsaffäre ihre Hüte nehmen mußte, herrschte in der SPD-Fraktion kaum Betroffenheit – eher Schadenfreude. Seit sich Joschka Fischer für Bonn 1994 entschieden hat, steuert Eichel das Regierungsschiff durch schwerste Wetter: Krise im Ministerium von Iris Blaul (Grüne) und Abgang der Staatssekretärin, Neonazi-Aumarsch in Fulda mit nachfolgendem Abgang des Staatssekretärs im Innenministerim, Kulenkampff (SPD) – und nicht zuletzt die für Eichel selbst peinliche Affäre um die Renovierung seiner Dienstvilla. Dann ging noch sein Pressesprecher Erich Stather, weil „die Chemie“ nicht mehr stimmte, und man begann bei der Opposition die Tage des Ministerpräsidenten Hans Eichel zu zählen.

Gestern vor der Fraktion spielte dieser dann seine letzte Karte aus: Wenn die einstige rot-grüne Musterkoalition im „Superwahljahr“ kracht, wird dies auch auf anderen Ebenen verheerende Folgen zeitigen.

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