Giftbeutel erreichen deutsche Inseln

■ Pestizid-Hersteller Ciba-Geigy gegen offene Analyse des Gifts

Die vom französischen Frachter „Sherbro“ verlorene Giftfracht hat nun auch die deutsche Nordseeküste erreicht. Am Montag nachmittag wurden an den Stränden der ostfriesischen Inseln Norderney und Juist die ersten Beutel des hochgiftigen Pflanzenschutzmittels Apron plus gefunden. Nach Angaben der Bezirksregierung Weser-Ems in Oldenburg seien Beutel und Inhalt eindeutig identifiziert worden. Es sei damit zu rechnen, daß weitere Beutel angeschwemmt werden.

An der niederländischen Küste sind bislang nach Schätzungen der Behörden rund 130 000 Tüten mit Apron plus eingesammelt worden. Vor Hollands Watteninseln treiben noch etwa 70 000 Beutel mit dem Gift.

Zahlreiche Helfer waren den ganzen Montag damit beschäftigt, die gesperrten Strände der ostfriesischen Inseln nach dem Gift abzusuchen.

Auch im niederländischen Wattenmeer wurden einige Tüten gesichtet. In einem angeschwemmten toten Seevogel ist das Pestizid inzwischen nachgewiesen worden.

Der Hersteller von Apron plus, Ciba-Geigy in Basel, ist offenbar nicht bereit, Umweltschützern detaillierte Daten über das Umweltverhalten der in Apron enthaltenen chemischen Verbindungen in die Hand zu geben. Sie dürften jedoch am Firmensitz Einsicht in die Unterlagen nehmen. Das geht aus einer schriftlichen Antwort von Ciba auf eine mündliche Anfrage der Bremer Station der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF) hervor.

In dem am Montag bekannt gewordenen Schreiben des Schweizerischen Pharmakonzerns heißt es, es handele sich bei den gewünschten Daten um „weitgehend geschützte oder vertrauliche Unterlagen“. Ciba sei daher auf „sorgfältigen Umgang damit bedacht“. Fachkundige WWF-Vertreter könnten jedoch persönlich in Frankfurt oder in Basel Einsicht in die gewünschten Akten nehmen, „um sie mit den zuständigen Verantwortlichen direkt diskutieren und bewerten zu können“. Ciba sei bereit, die Reisekosten zu übernehmen. Das Unternehmen sei „ausdrücklich zu jeder Hilfestellung bereit und am fachlichen Dialog mit Sachverständigen interessiert“.

Der für WWF tätige Chemiker Hermann Kleemeier erklärte am Montag dazu in Bremen, seine Organisation werte die Antwort aus Basel als Akt des „Abblockens“. Für WWF sei es „selbstverständlich“, daß in einem akuten Fall von Umweltverseuchung Hersteller von Giften alle Daten offenlegten. WWF sei dringend an Daten interessiert, die Aufschlüsse über die Langzeitwirkungen der Giftstoffe unter anderem im Wattenmeer sowie über die Lebensdauer der Gifte in den betroffenen Ökozonen gäben. dpa