Clara contra Dorothea

■ Kulturkampf im Straßenbild: Clara Zetkin steht auf der Abschußliste

Clara Zetkin steht für die Straße von Humboldt-Uni bis zum Reichstag Pate. 1932 war sie Alterspräsidentin im Reichstag. Zu DDR-Zeiten hat man sie als führende Frauenvertreterin der internationalen Sozialdemokratie verehrt. Heute, im Jahre vier nach der Wende, ist ihre politische Rolle nicht unumstritten. Clara Zetkin, die für Frauenwahlrecht und „gleiche Löhne für gleiche Arbeit“ kämpfte, soll nun, 60 Jahre nach ihrem Tod, Dorothea von Brandenburg den Platz räumen und so aus den Stadtplänen verschwinden. Dorothea von Brandenburg lebte von 1636 bis 1689 und war Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Wilhelm.

Clara Zetkin, 1857 geboren, schloß im liberalen Sachsen ihre Ausbildung als Lehrerin ab und knüpfte erste Kontakte zur bürgerlichen Frauenbewegung. Als 21jährige trat sie in die Sozialdemokratische Partei ein.

Wie viele andere Sozialdemokraten mußte sie wegen der Verfolgung der Sozialdemokraten durch Bismarck fliehen. Von 1882 bis 1890 befanden sich Clara Zetkin und ihr Mann, ein russischer Revolutionär aus Odessa, im Exil. Zurück in Deutschland kümmerte sie sich um den Aufbau der sozialistischen Frauenbewegung. Für sie stand fest: Die Arbeiterfrage kann nur zusammen mit der Frauenfrage gelöst werden. Zetkin verließ die bürgerliche Frauenbewegung, weil diese nicht für die Erwerbstätigkeit der Frauen eintrat. Auch in der von Männern dominierten Sozialdemokratischen Partei stieß sie mit ihren Forderungen nach Emanzipation der Frau auf Probleme.

1892 übernahm Zetkin die Redaktion der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift Gleichheit. In ihr konnte sie ihre politischen und weltanschaulichen Ziele verbreiten. Beispielsweise den „proletarischen Antifeminismus“ in sozialdemokratischen Kreisen zu überwinden. Dazu gehörten neben einer undiskriminierten Erwerbstätigkeit der Frauen das Frauenwahlrecht und die rechtliche Gleichstellung der Frau.

Gegen den Willen des Parteivorstands gründete sie 1907 die sozialistische Fraueninternationale mit. Auf ihrer Seite stand nur noch der linke Flügel der Partei, zu dem auch Rosa Luxemburg gehörte. 1910 proklamierten deutsche und europäische Frauen den Internationalen Sozialistischen Frauentag.

In der Zeit der Kriegsvorbereitung forderte Zetkin in der Gleichheit die Frauen zu Boykott und Gebärstreik auf. 1917 wurde Zetkin vom Parteivorstand aus der Redaktion der Gleichheit entlassen. Die Zeitschrift hatte sich unter ihrer Führung zum einzigen Forum des revolutionären Flügels der Partei entwickelt. 1919 trat Zetkin der Kommunistischen Partei bei. Sie war von 1920 bis zu ihrem Tod 1933 Reichstagsabgeordnete. Juliane Echternkamp