Gift aus dem Ofen: SAGA schwieg

■ Nach sieben Jahren soll defektes Heizungssystem endlich repariert werden Von Marco Carini

MieterInnen erkrankten, Kanarienvögel fielen von der Stange, Tapeten und Wäsche wurden gelb. Schuld daran ist vermutlich eine defekte Heizungs- und Kaminanlage in der Luruper SAGA-Siedlung Veermoor/Fahrenort. Sieben Jahre lang hat die SAGA die Vorfälle bagatellisiert, jetzt will sie endlich handeln. Der Grund: Ein Gutachten des TÜV Bayern-Sachsen, das bestätigt, daß die Heizungsanlage bereits bei ihrem Einbau „nicht dem geltenden Stand der Technik“ entsprach.

Das war 1986. Damals ersetzte die SAGA in der Siedlung Kohleöfen durch ein neues Gasthermen-System. Seit diesem Zeitraum klagen mehrere MieterInnen über Husten, Heiserkeit, häufige Kopfschmerzen und Hautjucken. Die SAGA aber stritt jeden Zusammenhang zwischen der neuen Heizanlage und den Erkrankungen ab: „Dafür gibt es keine Beweise“.

Statt zu handeln, bürdete die Wohnungsgesellschaft ihren MieterInnen die Beweislast auf. Doch selbst als die besonders stark über gesundheitliche Beeinträchtigungen klagende Elke Neumann ihre Ersparnisse zusammenkratzte und einen Gutachter beauftragte, die Heizanlage zu untersuchen, half ihr das nicht weiter.

Obwohl der Sachverständige zu dem Ergebnis kam, „daß durch diese Heizungsanlage Abgas in die Wohnung dringt“, und es für „unbedingt erforderlich“ hielt, „daß die entsprechenden Heizungsanlagen umgebaut oder entfernt werden“, da die MieterInnen „sonst mit gesundheitlichen Schäden rechnen müssen“, blockte die SAGA ab. Sie teilte dem Anwalt der Mieterin mit, daß sie das Gutachten für „wertlos“ halte. Auch ein Gutachten der „Ergo-Forschungsgesellschaft“, in dem diese „für Innenräume unüblich hohe Werte“ an krebserregenden „polycyclischen aromatischen Kohlenstoffen“ ermittelte, nahm die städtische Wohnungsgesellschaft nicht zur Kenntnis.

Da jetzt aber ein von der SAGA selbst in Auftrag gegebenes Gutachten des „TÜV“ zu dem Ergebnis kommt, daß es im Abluftschacht der Heizungsanlagen zu einem Überdruck kommt, der die Abgase zurück in den Schornstein preßt, sieht sich die SAGA zum Handeln gezwungen.

Zwar sieht Eberhard Denser, der SAGA-Hauptabteilungsleiter Technik, auch durch die TÜV-Untersuchung den „Verdacht, daß die Heizungsanlage zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen geführt hat, nicht bestätigt“, will aber trotzdem „eine Gaszentralheizung in die betroffenen Wohnblocks einbauen“. Bis dahin soll mit Hilfe sogenannter „Lochblenden“ der Überdruck provisorisch beseitigt werden. Langfristig aber sei sogar, so teilte die Saga mit, der Anschluß der Siedlung an ein neu zu bauendes Blockheizkraftwerk geplant.