Hunde garantieren immer gute Einschaltquoten Von Andrea Böhm

Wer, wie Millionen AmerikanerInnen, die letzten Tage in sibirischer Kälte verbracht hat, der ist bestens auf die bevorstehenden Olympischen Winterspiele vorbereitet. Auf Washingtons Straßen wurden SchlittschuhläuferInnen gesichtet, im Park hatten sich die JoggerInnen in SkilangläuferInnen verwandelt; Basketball- und Tennisplätze bildeten bei Temperaturen um minus 20 Grad exzellente Spielfelder für Eishockey; potentielle SkispringerInnen konnten sich, freiwillig oder unfreiwillig, an jeder Rolltreppe versuchen. Und für Biathlon waren nach dem Kälteeinbruch die Bedingungen ideal. Geschossen wird hier alle Tage.

Noch ein paar Wochen Schnee – und man hätte den Autoverkehr durch Hundeschlitten-Shuttles ablösen können. In ländlicheren und nördlicheren Gegenden der USA ist diese Fortbewegungsart durchaus verbreitet. Zwei begeisterte Hundeschlitten-Rennfahrerinnen aus Idaho hatten deshalb versucht, das Internationale Olympische Komitee zu überreden, im norwegischen Lillehammer nicht nur die wurstähnlichen RennrodlerInnen, sondern auch die Hundeschlitten starten zu lassen. Das hätte zwar die Errichtung von ein paar Hundeapartments im Olympischen Dorf nötig gemacht, aber dieser Aufwand hätte sich gelohnt: Hunde garantieren immer gute Einschaltquoten – erst recht, wenn 25 Huskies kläffend und jaulend einen Schlitten samt Besatzung hinter sich herschleudern. Werbeeinnahmen wären ebenfalls gesichert – von der Bandenreklame für „Chappi“ bis zum Werbespot für Hundetrikots (im Windkanal gestestet) oder dem gentechnologisch gezüchteten Leithund (stromlinienförmiger Körperbau).

In Alaska, Idaho, Minnesota oder Wyoming befand man sich schon im Medaillenfieber – da kam das niederschmetternde Nein des IOC. Schuld sind: die NorwegerInnen. Weil in Norwegen angeblich noch nie ein Fall von Tollwut registriert worden ist und man sich auch in Zukunft nicht dazu veranlaßt sehen möchte, müssen ausländische Hunde für mehrere Monate in Quarantäne, bevor sie norwegischen Boden beschnuppern oder ihr Bein an einem norwegischen Baum heben dürfen.

Vernichtend war auch das Votum des IOC für die olympiabegeisterten barrel jumper, zu deutsch etwa: Faßhüpfer. Diese Sportart erfreut sich vor allem in Michigan und Kanada großer Popularität. Die AthletInnen nehmen mit Schlittschuhen auf einer Eisbahn Anlauf, um über aneinandergerollte Aluminiumfässer zu springen. Den Weltrekord hält ein gewisser Yvon Jolin aus Kanada mit achtzehn Fässern. Fast jeder Sprung endet mit einer äußerst schmerzhaften Landung auf dem Steißbein, das irgendwann die „Faßhüpfer“-typische tellerähnliche Verformung aufzeigt – es sei denn, man schützt sich mit Windelpackungen.

Vielleicht versuchen sie es bei der nächsten IOC-Sitzung mit der Hallenversion. Die heißt Bodybowling – und wird auf US-amerikanischen Bowlingbahnen gespielt. Man läßt nicht mehr die Kugel rollen, sondern nimmt Anlauf und wirft sich selbst gegen die zehn Kegel.

Damit der Aufprall nicht ganz so schmerzhaft wird, werden hier im Unterschied zu Barrel Jumping keine Windeln angelegt. Statt dessen wird vor dem Absprung ordentlich gesoffen. Gewinner gibt es nicht. Dabeisein ist alles.