Weiß-blauer Hochschulbau aus dem Stadtsäckel

■ Bayerische Kommunen springen beim Bau von Fachhochschulen in die Bresche

München (taz) – Wovon in Hochschulkreisen viel geredet wird, das wollen die Bayern jetzt wirklich machen: neue Fachhochschulen (FHs) bauen. An insgesamt sechs weiteren weiß-blauen Standorten können sich ab kommendem Wintersemester Fachhochschüler einschreiben. Der Wissenschaftsrat wird seinen Segen dazu heute in Köln offiziell geben.

Dabei hat der Freistaat das allgemein anerkannte, aber selten verwirklichte Reformziel Fachhochschulausbau mit einem simplen Trick durchgesetzt: für den notorisch zahlungsunwilligen Bund sprangen die bayerischen Kommunen in die Bresche – um eine der praktisch-akademischen Hochschulen abzukriegen. „Die Kommunen waren ganz wepsig auf die Fachhochschulen“, sagte Toni Schmid. Auf gut deutsch meint der Sprecher des bayerischen Kultusministers damit: die Städte waren scharf drauf.

25 Kommunen hatten sich beworben, um künftig Hochschulstandort zu sein. Sechs bekamen den Zuschlag. Eine FH-Ansiedlung wird als Infrastrukturmaßnahme gesehen: Vor allem die mittelständische Wirtschaft kann sich von den praxisorientierten Hochschulen einen Innovationsschub erwarten.

Entsprechend haben sich die Kommunen ins Zeug gelegt. Das fränkische Hof hat Grundstücke gekauft, in Aschaffenburg soll eine Kaserne Campus werden. „Wir wollten uns nicht allein aus dem Fenster hängen“, sagt Toni Schmid zum Engagement der Kommunen. Obwohl der Anteil der FachhochschülerInnen (an allen Studierenden) im Zuge der heftig diskutierten Hochschulreformen von derzeit etwa 25 Prozent auf bis zu 40 Prozent ausgeweitet werden soll, tut sich bislang kaum etwas beim Ausbau. Der Bund hat seine Hochschulbaumittel eingefroren. Die Länder schreien deswegen Zeter und Mordio, aber den Vorreiter spielen sie auch nicht. „Wir werden das gesteckte Ziel des FH-Ausbaus erst erreichen“, beklagte sich Wissenschaftsratsvorsitzende Neuweiler, gegenüber der taz, „wenn die, für die wir das machen wollten, in Rente gehen – also in etwa 30 Jahren.“ Mit der Empfehlung des aus Wissenschaftlern und Staatsvertretern zusammengesetzten Wissenschaftsrates haben die neuen Fachhochschulen die Chance, ins Hochschulbauverzeichnis aufgenommen zu werden. Ob sie tatsächlich Geld bekommen, steht in den Sternen. „Wir wollen nicht auf die Bundesbeteiligung verzichten“, sagte der bayerische Kultussprecher Schmid. Aber notfalls werde man auch ohne den 50prozentigen Bundeszuschuß bauen. Für diesen Notfall halten die Bayern einen weiteren Clou bereit: Man werde das „Tafelsilber“ verkaufen, erklärte Ministerpräsident Stoiber. Der Landesvater meint das, wie er es sagt: Bayern werde zur Finanzierung der Fachhochschulen Silberwerte und Museumsbestände veräußern. cif