: Grimmiger Senator „glänzender“ Kultur
■ Auf der Jahrespressekonferenz ließ der Kultursenator zahlreiche Fragen offen / Bonner Wortbruch verteufelt
An Entschlossenheit im Ausdruck ließ es Kultursenator Roloff- Momin auf seiner Jahrespressekonferenz gestern nicht fehlen. Nachdrücklich versicherte er, daß – entgegen der Gerüchtelage – weder eine der drei Opern geschlossen noch der derzeitige Bestand der Sprechtheater angetastet werden wird. Zumindest während seiner Amtszeit, versteht sich. Die Kultur hält er für das „glänzendste Aushängeschild“ Berlins, weswegen er auch den „Bonner Wortbruch“, die nachträgliche Streichung von 641 Millionen Mark Bundeshilfe, für sein Ressort nicht akzeptieren werde. „Ich vertraue darauf, daß wir in Bonn doch noch etwas erreichen können“, meinte er grimmig und unterstrich noch einmal, sich das verweigerte Geld gegebenenfalls in der Form wiederzuholen, daß sich Berlin aus Projekten zurückziehe, die gemeinsam mit dem Bund finanziert würden. Das Haus der Kulturen der Welt betreffend, sagte er jedoch, daß der Imageverlust für Berlin hier doch größer sei als das möglicherweise gesparte Geld.
Viele Fragen blieben offen. Über die Situation der bildenden Künste in Berlin allgemein und eine eventuelle neue Kunsthalle im speziellen kann erst entschieden werden, wenn am 21. Februar das Fachgutachten vorliegt. Ebenfalls von einem bis Ende Januar zu erstellenden Gutachten wird abhängen, welche Konsequenzen das Millionendefizit der Staatsoper nach sich ziehen wird.
Der gegenwärtige Ausgabenstopp wird erst Anfang März aufgehoben, wenn der Nachtragshaushalt aufgestellt ist. Bis dahin werden nur vertraglich vereinbarte Summen ausgezahlt. Die Freien Gruppen, deren Förderung ja eine Zuwendung und keine Pflichtzahlung ist, trifft das hart. Hier wird bis März in jedem einzelnen Fall überprüft, ob das Ausbleiben der Projektbezuschussung den Erhalt der Gruppe gefährdet, denn auch in diesem Fall kann der Ausgabenstopp aufgehoben werden.
Begeistert zeigte sich der Kultursenator von der marktwirtschaftlich orientierten Initiative „Schauplatz Berlin“, einer Kooperation mehrerer Berliner Bühnen mit dem Deutschen Reisebüro. Staatsbühnen werden in Zukunft wirtschaftliches Handeln durchaus nötig haben, orakelte Roloff-Momin und wies auf seinen neuen Berater Sieghardt von Köckritz hin, der als bisheriger Leiter der Kulturabteilung im Bundesinnenministerium einschlägige Erfahrungen mit der Kulturfinanzierung habe. Eine gute Nachricht zum Schluß: Seit Roloff-Momins Amtsantritt hat sich das Angebot kultureller Veranstaltungen in Berlin um 31 Prozent erhöht. Petra Kohse
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