Kuhhandel zwischen CDU und Bendzko?

■ Ku'damm-Haus zum Freundschaftspreis verkauft / CDU zieht juristische Notbremse gegen Bestechungsvorwürfe

„Absolut normal“ sei der Verkauf des Hauses Kurfürstendamm 26a abgelaufen, beteuert Bendzko- Prokurist G.-H. Damrath. In der Charlottenburger CDU ist man sich da offenbar nicht so sicher. Vorgestern jedenfalls zog die Partei die Notbremse, um die Ermittlungen über die Umstände des Verkaufs zu Fall zu bringen: Lothar Gosten, der Leiter des Charlottenburgers Rechtsamts, wurde als Ermittler abgelöst.

Das Haus am Kurfürstendamm, das vormals zum Tafelsilber des landeseigenen Grundbesitzes gehörte, wurde am 13. Dezember für über 100 Millionen Mark an den Immobilienhändler Bendzko verkauft. Mit lediglich zweihunderttausend Mark jährlichen Unterhaltskosten und Mieteinnahmen von über drei Millionen Mark ist das repräsentative Gebäude eine Pretiose, vor dessen Verkauf die Opposition vielfach warnte. Gegen den Widerstand der Charlottenburger SPD-Bürgermeisterin Wissel wies CDU-Finanzsenator Pieroth den Bezirk zum Verkauf an.

Der geschlossene Vertrag kann auch das Mißtrauen nicht entkräften, hier werde dem Parteifreund Bendzko ein gutes Geschäft ermöglicht. Der zwischen dem Charlottenburger Finanzstadtrat Heinrich (CDU) und Bendzko geschlossene Vertrag sei „hundsmiserabel“, heißt es im Amt. Rechtsamtsleiter Lothar Gosten selbst sagt es etwas feinsinniger: Die „Interessen Berlins sind nicht wie nötig gewahrt“; der Vertrag „schlecht und läßt Herrn Bendzko alle Möglichkeiten offen“.

Lothar Gosten wollte nun Bendzko zu einer Anhörung vorladen und wissen, ob Bendzko von Finanzstadtrat Heinrich, mit dem er eng befreundet ist, Insiderinformationen über die Angebote der anderen Kaufinteressenten erhalten hat. Verdächtig erscheint dem Rechtsamt, daß Bendzko alle anderen Interessenten mit einem erst kurz vor Angebotsschluß eingehenden Kaufpreis aus dem Feld schlug. Der 1990 unter Protest aus der CDU ausgetretene Gosten will zudem von Bendzko wissen, ob „Geld oder geldwerte Leistungen“ an die Charlottenburger CDU geflossen sind. Anfang Januar 1994 habe das Wilmersdorfer CDU- Mitglied Bendzko im Hotel „Palace“ im Europacenter rund 400 Charlottenburger Parteifreunde mit einem üppigen Büfett bewirtet, heißt es dazu im Bezirksamt – als nachträgliches „Dankeschön“ für die Hilfe der Partei?

„Alle Vorwürfe sind gänzlich aus der Luft gegriffen“, meint dagegen der Bendzko-Prokurist Damrath. Er verweist zudem auf eine von Finanzsenator Pieroth (CDU) angeordnete Überprüfung des Vorgangs, die keinerlei Unregelmäßigkeiten festgestellt habe. Gegen Finanzstadtrat Heinrich sind inzwischen weitere Vorwürfe laut geworden. So soll der bekannte Architekt Kleihues begünstigt worden sein. Dazu von Gosten angeforderte Akten habe Heinrich nicht herausgegeben.

Die unter Druck geratene CDU nutzte jetzt für die Ablösung von Gosten die Abwesenheit der Bezirksbürgermeisterin Wissel, die vorgestern operiert wurde. Der stellvertretende Bürgermeister Axel Rabbach (CDU) bat zugleich um Amtshilfe von ganz oben: Der Senat solle selber einen neuen Ermittler einsetzen. Hintersinn: Zuständig dafür wäre wiederum Finanzsenator Pieroth. Gerd Nowakowski