BSE übertragbar?

■ Zwei Frauen haben eine mit Rinderwahnsinn verwandte Krankheit

Dublin (taz) – Ist Rinderwahnsinn doch auf Menschen übertragbar? In England, wo die „Bovine Spongiforme Enzephalopathie“ (BSE) schon mehr als 100.000 Rinder getötet hat, sind weitere Indizien aufgetaucht, die für eine Übertragbarkeit sprechen. Nachdem 1993 zwei Bauern an der BSE- verwandten, jedoch seltenen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gestorben sind, gibt es nun zwei weitere Fälle: Bei der 16jährigen Victoria Rimmer aus Nordwest-England und bei einer 29jährigen Frau aus dem Nordosten ist die unheilbare Hirnkrankheit im fortgeschrittenen Stadium. Beide Frauen können nicht durch medizinische Eingriffe infiziert worden sein. Beide aßen überdurchschnittlich viel Rindfleisch. Beryl Rimmer, die Mutter der inzwischen blinden und taubstummen Victoria, sagte gestern im Channel 4, daß ihre Tochter häufig Fertigprodukte gegessen habe, die Rinderhackfleisch enthielten. Bis 1989 wurden Hirne, Rückenmark und Innereien infizierter Tiere zu Wurst, Auflauf, Pasteten und Brühwürfeln verarbeitet. Noch heute werden Kalbshirne dafür verwendet. Darüber hinaus hat der Mediziner Stephen Dealler im Oktober in einem Artikel im British Food Journal nachgewiesen, daß der Erreger bei den meisten Tierarten keineswegs auf Hirn und Rückenmark beschränkt ist, wie die britische Regierung behauptet. Dealler geht davon aus, daß die Erreger auch durch den Verzehr von Rindfleisch akkumuliert werden und bei einem von zehn Menschen schließlich die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen. Ein Sprecher des britischen Landwirtschafts-Ministeriums sagte dagegen am Dienstag, die staatlich angestellten Wissenschaftler seien weiter überzeugt, daß der Verzehr von Rindfleisch ungefährlich sei.

Wie vor zwei Wochen bekannt wurde, ist auch in Deutschland ein Fall von BSE aufgetreten. Der Bulle, der 1992 auf einem Hof bei Pinneberg verendete, war drei Jahre zuvor aus England importiert worden. Ralf Sotscheck