Kein Trend zu Natur pur

■ “Grüne“ Kosmetik existiert meist nur auf dem Papier: jede Menge hautreizende Stoffe in Hautcremes / Tägliches Eincremen unnötig

Glaubt man den Berichten mancher Frauenzeitschriften, sind die Hersteller von Hautcremes inzwischen auf Natur pur umgestiegen. Doch tatsächlich findet sich in den Schönheitspasten nach wie vor reichlich hautschädigende Chemie. Das fand das ÖKO-TEST-Magazin jetzt bei einer Untersuchung von 38 Tagescremes der mittleren Preisklasse heraus.

„Öko setzt sich durch“, will beispielsweise die Hamburger Frauenzeitschrift Brigitte erfahren haben. So informierte das Blatt Ende vergangenen Jahres seine LeserInnen darüber, daß natürliche Inhaltsstoffe in Hautcremes „groß im Kommen sind“.

Tatsächlich hat in den vergangenen Jahren eine Entwicklung hin zu „grünen“ Rohstoffen stattgefunden. Heute lassen sich z.B. Emulgatoren – das sind Substanzen, die das Wasser und das Öl in den Cremes miteinander vermischen – schon aus Mais, Kokos- oder Palmkernöl gewinnen. Auch natürliche Öle können inzwischen technisch problemlos eingesetzt werden. Viele konventionelle Hersteller haben solche Öle bisher gemieden, weil sie schneller ranzig wurden als Paraffine oder Wachse. Diese chemischen Substanzen können jedoch die Hautoberfläche zukleistern. Zudem werden sie meist sehr energieaufwendig aus Erdöl gewonnen.

Doch statt die natürlichen Alternativen zu nutzen, mischen die meisten Hersteller von Hautcremes nach wie vor hautreizende Zutaten aus der Chemieküche in ihre Produkte.

Von den Inhaltsstoffen her kann ÖKO-TEST nur neun der 38 untersuchten Hautcremes empfehlen. In allen anderen Cremes fanden die ÖKO-TESTer nach wie vor chemische Emulgatoren auf der Basis von Polyethylenglycol (PEG) oder PEG-Derivate. Viele dieser Substanzen quellen die Haut auf und können sie reizen. Mehr als die Hälfte der getesteten Schönheitspasten enthielt synthetische Paraffine. In jeder zweiten Tagescreme stecken außerdem gesundheitsschädliche Konservierungsmittel, wie zum Beispiel das allergisierende und krebsverdächtige Formaldehyd.

Ohne hautreizende Inhaltsstoffe kommen die Produkte „Apotheker Scheller fettarme Karottencreme“ (Dr. Scheller), „Lavera Feuchtigkeitscreme N Calendula“ (Lavera, Bioladen), „Spinnrad Tagescreme für normale Haut“ (Spinnrad), „Annemarie Börlind N Kräuter-Creme Tag“ (A. Börlind, Reformhaus), „Cutiherb Neutral-Creme“ (Hübner, Reformhaus), „Ellen Betrix Mild + Soft Tagespflege mit Vitamin E“ (E.Betrix), „Logona Lindenblüte Spezialpflege“ (Logona, Bioladen), „Tautropfen Rosencreme“ (Tautropfen, Versand) und „Weleda Feuchtigkeitscreme“ (Weleda).

Übrigens: Normalerweise kann die Haut den Feuchtigkeitsverlust, der durch Waschen, Baden oder Duschen entsteht, selbst regulieren. Eine entsprechende Tagescreme ist nur dann notwendig, wenn die Haut spannt oder Pickel und Mitesser aufweist. Wählen Sie dafür eine Creme auf Pflanzenölbasis. Die gibt's vor allem im Bioladen oder im Reformhaus. Regine Cejka