Neujahr in der Galaxis

■ Die nächste Trekkie-Generation ist bei Sat.1 gelandet

Computerlogbuch, Sternzeit 46385.1. — „Beam me up, Scotty!“ Auf diesen Spruch werden Insider vergeblich warten, wenn heute bei Sat.1 die neue Star-Trek-Serie „Deep Space Nine“ startet. Hier wird nicht gebeamt und auch sonst mit wenig Tricks gearbeitet. Die neue US-Produktion hebt sich deutlich von ihren beiden Serien- Vorgängern ab. Nicht mehr das durch die Weiten fliegende Raumschiff, sondern eine riesige Raumstation am dunkelsten Ende der Galaxis dient als Rahmenkulisse.

Alles ist runder geworden, die Ausstattung geradezu bombastisch – cardassianischer Jugendstil. Die Cardassianer lieben keine Ecken und Kanten, sie bevorzugen Ellipsen. Die Zustände sind ziemlich konventionell und „menschlich“ im 24. Jahrhundert. Sogar Ratten treiben sich neuerdings im Raumschiff herum – was würde Mister Spock zu diesem Ungeziefer sagen?

„Das Ganze ist so was wie eine Blauhelmaktion“, sagt der Pressesprecher von Sat.1. Sie beginnt am Wurmloch, einer Abkürzung durch das Weltall (ein alter Hut, von dem Australien-Reisende schon lange träumen und der bereits aus „Krieg der Sterne“ bekannt ist). Dann gleicht alles einer „Entsendung an den Suezkanal im intergalaktischen Sinne“. Neben Reibereien innerhalb der Crew bringt dabei vor allem das schlechte technische Equipment auf der Deep Space Nine Probleme mit sich. Es „menschelt“, aktuelle Themen werden versuchsweise aufgegriffen. Die Bajoraner zum Beispiel, die einen strategisch wichtigen Planeten am Rande des Wurmlochs bewohnen, sind eine alte, tief religiös verwurzelte Rasse mit berühmter kuppelförmiger Architektur – die Moslems von morgen sozusagen. Der Commander der Deep Space Nine ist schwarz – bei Star Trek der erste Farbige in einer zentralen Rolle.

In den USA entpuppte sich zu Beginn des Jahres die Erstausstrahlung der neuen Serie als TV- Renner und heimste gleich drei Emmys ein. Aus dem Rahmen fällt bei der ganzen Geschichte eigentlich nur noch Odo. Er kann seine Form verändern und ähnelt normalerweise einer gallertig-glubbernden Pfütze. Mit der humanoiden Form hat er geringfügige Probleme. Auf der Raumstation ist er der „Stadt-Sheriff“, der allerdings oft genug im trüben fischt. Und alle 18 Stunden muß er sich erst einmal regenerieren. Ob der Zuschauer sich nach den geplanten 18 Folgen (sonntags um 17.30 Uhr, der Pilotfilm wird heute um 20.15 Uhr gesendet) auch erst einmal erholen muß, wird sich erweisen.

Sat.1 versucht jedenfalls, nicht im trüben zu fischen. Die bisherigen Star-Trek-Serien hatten gute Einschaltquoten – und „Deep Space Nine“ hat schon vor dem Start eine größere Merchandising- Welle ausgelöst. Wem bei der neuen Serie trotz allen Rummels die Ohren von Mister Spock fehlen, der kann alten Zeiten nachtrauern und sich mit den Memoiren von Captain Kirk trösten, die jüngst in den USA veröffentlicht wurden. Caro Wenzel