■ Rosi Rolands unglaubliche Geschichten: Fluß ohne Ufer
Nein, Thomas von der Vring will nicht. Er habe Brüssel nicht hingeschmissen, um dann wieder einen neuen Bürokratenjob zu übernehmen. Er wolle wieder an die Uni, erklärte der SPD-Europaabgeordnete gestern. Wedemeier hätte „eine schwere Aufgabe vor sich“, wenn er versuchen wollte, ihn zu überreden, in Bremen das Finanzressort zu übernehmen.
Wer wird's dann? Wolfgang Kahrs auf keinen Fall. Den redete man jüngst in der Bürgerschaftslobby schön laut und deutlich mit „Herr Senator“ an, da wußten alle: Er kann's nicht werden, wird nur vorgeschickt, um falsche Fährten zu legen.
Manfred Fluß wird da noch gehandelt. Der ist Diplom-Mathematiker und wird also wohl rechnen können. Auch ist er in tiefen Gesprächen mit Kröning während den Bürgerschaftssitzungen beobachtet worden. Aber Obacht: Wer bei Wedemeier Finanzsenator werden will, darf nicht so lange bei Kröning stehen! Was für Fluß spricht: Er kommt vom SPD- Reformerflügel und hat sich bislang noch nicht mit irgendwelchen Skandalen geschmückt. Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion wüßte aber wohl wenigstens die Vorteile eines der letzten Paternoster im Haus des Reichs zu würdigen. GenossInnen haben aber Angst, daß der Fluß im Haus der Reichs über seine bescheidenen Ufer treten könne.
Dann ist da noch jemand, der bislang Wedemeiers Untermieter war. Dr. Andreas Fuchs, auch gerne mal als Kandidat für die Nachfolge von Dr. Czichon als neuer Stadtwerke-Vorstand gehandelt, wird es als Strom-Chef in der Koalition sicher schwer haben. Warum also nicht die Gelegenheit beim Schopfe fassen?
Daß Klaus Wedemeier selbst das Finanzressort übernimmt, war lange unwahrscheinlich, weil der Vorschlag von Kröning selbst kam. Mit dem Mißtrauensvotum gegen die Bausenatorin ist aber auch diese Variante wieder offen. Wie nun, wenn Evi rausgetitscht wird? Würde ein neuer Kandidat die erforderliche Stimmenzahl erhalten können?
Seit Axel Weber aus der SPD ausgetreten ist, liegt auch die Bankerlösung wieder etwas weiter weg. Onkel Rebers würde wohl mit Kußhand genommen, ist aber wohl noch beratungsresistent. Schön blöd wäre er dazu, sich als Sparkassenchef zu diesem Zeitpunkt auf den Schleudersitz zu pflanzen. Und hatte die Sparkasse nicht schon immer diese Schwierigkeiten mit Senator Fücks?
Alles geht, hört mir nur mit einem auf: mit Wackel-Hickel, dem Mann für die gewissen Stunden, meint Rosi Roland
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