Mal halblang!

Kindergangs in der Innenstadt - Jessas! Kaufleute terrorisiert - Maria hilf! Das ist Amerika. Soweit ist es. Schnell sind BürgerInnen und Medien mit dem Etikett, das da letztlich lautet: kleine Monster. Nächste Frage wäre dann: Wieso laufen die noch frei rum?

Aber mal halblang: Erstens sind das keine organisierten Kriminellengangs, sondern lose Kindercliquen, die hie und da auf den Putz hauen. Zweitens gab es solche stromernden und klauenden Cliquen immer mal wieder. Und drittens: Haben Sie etwa nie geklaut? Und hat sich's nicht irgendwann wieder gelegt? Na also.

Das heißt nicht, daß man sich hier nicht kümmern sollte. Kümmern aber heißt nicht: einknasten. Es sollte sich allmählich herumgesprochen haben, daß sowas aus niemandem, schon gar nicht aus 15jährigen desorientierten Jungs, bessere Menschen macht.

Komisch, daß sich außer einem einzigen Kripobeamten offenbar noch niemand so richtig Gedanken um diese Kinder und Jugendlichen gemacht hat. Erst jetzt hat das Amt für Soziale Dienste mitbekommen, wer bei der Polizei Erfahrung mit den Kids hat.

Nicht mehr komisch, sondern einfach schändlich ist jedoch, daß Einzelfallhilfe bei diesen Kindern offenbar verboten ist. Denn die Flüchtlingsfamilien aus Beirut sind als Asylbewerber nicht anerkannt, sie werden nur geduldet. Und geduldet ist für die Gesetzgeber offenbar soviel wie „eigentlich nicht da“. Sie sind jedoch da, die Kinder aus Beirut, und wie: Jetzt hauen sie gänzlich unbetreut ihre Kriegserfahrung und ihren Konsumkoller den Hiesigen um die Ohren, daß die Kiefer krachen.(siehe S. 44) Christine Holch