Wo sich Gipfel treffen

■ Israels Außenminister Peres und PLO-Führer Arafat wollen in Davos die Gaza-Jericho-Verhandlungen voranbringen

Tel Aviv (taz) – Israels Außenminister Schimon Peres will am Samstag erneut mit Palästinenserführer Jassir Arafat über die Fortführung des Nahost-Friedensprozesses sprechen – dieses Mal in der heilsamen Atmosphäre der Schweizer Bergwelt. Gestern flog Peres nach Davos, wo sich gegenwärtig die Manager der Welt beim Internationalen Wirtschaftsforum treffen.

„Eine Menge Arbeit“ werde die Umsetzung des Gaza-Jericho-Abkommens noch fordern, sagte Schimon Peres vor seiner Abreise. Die dreitägigen Verhandlungen zwischen israelischen und palästinensischen Delegationen, die in dieser Woche in Kairo stattfanden, hatten wieder keinen Durchbruch bei wichtigen Differenzen gebracht. Bis zu ihrem Abschluß am Donnerstag abend konnte man sich nicht über die zukünftige Zusammenarbeit der israelischen und palästinensischen Sicherheitsorgane an den Grenzübergängen und innerhalb der noch umstrittenen Gebiete Jerichos und des Gaza-Streifens einigen. Es gebe noch „überall Differenzen“, so Peres.

Bereits am vergangenen Wochenende war ein ähnlicher Rettungsversuch der beiden Männer in Oslo am Rande der Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen norwegischen Außenminister Jörgen Holst gescheitert. In den Tagen darauf hatten sich ägyptische und norwegische Diplomaten erfolglos um eine Vermittlung bemüht.

Aufgrund der Meinungsverschiedenheiten war bereits die für den 13. Dezember 1993 geplante Übergabe der Territorien nicht eingeleitet worden. Jetzt zweifeln beide Seiten daran, daß der Prozeß bis zum ursprünglich festgelegten Stichtag, dem 13. April dieses Jahres, abgeschlossen werden kann. Ohne die pünktliche Erfüllung dieses ersten Teils des Gaza-Jericho- Abkommens ist dann auch die Verwirklichung der weitaus komplizierteren nächsten Phase der „Autonomie“-Zwischenlösung am Westufer in Frage gestellt. Viele Palästinenser befürchten jetzt, daß es zu den für Juli festgelegten Wahlen für ihren Selbstverwaltungsrat gar nicht kommen wird.

Sowohl Israelis als auch Palästinenser haben einstweilen ihr ursprünglich vorhandenes Vertrauen in das Osloer Abkommen über die Grundsätze einer „Autonomie“- Zwischenlösung weitgehend verloren. Meinungsumfragen zufolge hatten 70 Prozent der Israelis das Abkommen im September unterstützt, jetzt sind es nur noch 34 Prozent. Bei den PalästinenserInnen in den besetzten Gebieten wurden damals 69 Prozent Unterstützung verzeichnet, sie fiel auf 45 Prozent. Amos Wollin