G7: Ein lahmer Haufen

■ Davoser Weltwirtschaftsforum kritisiert Gruppe der sieben größten Industrieländer / Neues Gremium aus armen und reichen Ländern gefordert

Davos (dpa/taz) – Die Gruppe der sieben wichtigsten westlichen Industrieländer (G7) wurde auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum ganz undiplomatisch heftig angegriffen. Der Direktor des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt), Peter Sutherland, hält das erlauchte Gremium, in dem die größten Industrienationen seit 1975 die Geschicke der Weltwirtschaft zu lenken versuchen, für nicht mehr zeitgemäß: „Wir können die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht von der Teilnahme am gobalen wirtschaftlichen Management ausschließen.“ Der G7 gehören die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada an. Gerade nach den Veränderungen im früheren Ostblock und nach dem Abschluß der Gatt- Verhandlungen müßten sich auch die OECD, in der 19 Industrieländer zusammengefaßt sind, und andere regionale Zusammenschlüsse die Frage gefallen lassen, ob sie noch in der Lage seien, die nötige internationale Zusammenarbeit zu gewährleisten.

Vor 1.200 führenden Managern, Politikern und Wissenschaftlern aus aller Welt, die alljährlich in Davos zusammenkommen, forderte Sutherland ein neues, größeres Gremium mit Vertretern der OECD-Länder, der Entwicklungsländer und jener Staaten, deren Wirtschaft sich „im Übergang“ befindet. Deren Regierungschefs sowie die Handels- und Finanzminister sollten sich regelmäßig treffen. Weltbank, IWF und die neu zu gründende Welthandelsorganisation WTO, die das Gatt-Abkommen ablösen soll, sollten demnach enger kooperieren und dem von ihm vorgeschlagenen Wirtschaftsgremium zuarbeiten. Es mache zum Beispiel wenig Sinn, daß die Probleme Rußlands gleichzeitig und isoliert in der G7, der OECD, im Gatt, der Weltbank, im Währungsfonds und in der Europäischen Entwicklungsbank diskutiert würden.

Der renommierte amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Fred Bergsten sekundierte: Auch er warf der Gruppe der Sieben vor, 1993 in Tokio bei ihrem Versuch, die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, völlig versagt zu haben. Diese Kritik an der G7 fügt sich in das Thema des Davoser Forums ein. In diesem Jahr will man dort nämlich untersuchen, ob die bisherigen Maßstäbe und Grundlagen für die Weltwirtschaft noch gelten. Dazu gehört auch die Frage, welche Trends sich für die nächsten Jahre abzeichnen. Bergsten warnte vor der Annahme, daß mit dem erfolgreichen Abschluß der Gatt-Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels Handelskonflikte und Protektionismus künftig ausgeschlossen seien. lieb