Geldmachen mit Gift

■ „Umwelt-Ambulanz“ kann teuer werden

Über das neue Flurregal hat sich die ganze WG gefreut. Doch jetzt leidet Brigitte an Kopfschmerzen und Volker hat ein Ekzem bekommen. Ob das Regal etwa mit giftigem Lack gestrichen wurde? Um das herauszufinden, könnte man eine Firma mit der chemischen Analyse des Regals beauftragen. Oder man nimmt die in Hamburg neu eingerichtete „Umweltambulanz“ der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) in Anspruch.

Deren Erstberatung kostet nichts. Wer es jedoch genauer wissen will, muß mit Preisen bis zu 1000 Mark rechnen – soviel berechnet auch ein freies Unternehmen. Außerdem läßt sich die „Umweltambulanz“ nur über den Hausarzt bestellen. Den Verdacht, hier eine neue Einnahmequelle für notleidende Ärzte aufgetan zu haben, kann der stellvertretende Vorsitzende der KVH, Michael Späth, nicht teilen: „Nur eine richtige ärztliche Befragung zur Krankheitsgeschichte garantiert vernünftige Messungen“.

Einer profitiert bestimmt: der Medizin-Ingenieur Claus-Peter Böge, der den Wagen der Umwelt-Ambulanz nicht nur fährt, sondern auch alle Messungen vornimmt. Er arbeitet als selbständiger Unternehmer, seine erste Beratungs-Fahrt finanziert die KVH mit 150 Mark, alles andere müssen die PatientInnen selbst bezahlen. Bislang ist nur die Techniker Krankenkasse bereit, einen Teil der Analyse-Kosten zu erstatten. Die KVH plant, Böge noch 170.000 Mark zu spendieren, damit er ein viertes Auto in seinen Fuhrpark einreihen kann – schließlich hat er sein früheres Arbeitsgebiet Schleswig-Holstein jetzt um Hamburg erweitert. ab